12 Years a Slave

12 Years a Slave

Oscar-dekoriertes Drama um einen Afroamerikaner, der 1840 aus New York zur Zwangsarbeit in den Süden der USA verschleppt wird.

23.12.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Siehe auch: "12 Years a Slave" wird bei der Oscar-Verleihung als bester Film ausgezeichet

Ein Kino-Jahrhundert lang war dem amerikanischen Kino die Sklavenhalter-Vergangenheit der USA kaum der Rede wert. Nun kommt nach „Django Unchained? aber binnen eines Jahres schon die zweite Großproduktion zum Thema auf die Leinwand. Regisseur ist der Brite Steve McQueen („Hunger?, „Shame?), dessen Vorfahren in der Karibik Sklavenarbeit verrichtet haben. Der Film beruht auf einem 1853 erschienenen Tatsachen-Bericht, der im 19. Jahrhundert so bekannt war wie „Onkel Toms Hütte?, dann aber in Vergessenheit geraten ist.

Das Besondere an der Geschichte: Autor und Protagonist Solomon Northup war ein freier Mann, lebte als angesehener Bürger und Familienvater in New York, als er 1841 von Menschenhändlern entführt, in den Süden verschleppt und in die Sklaverei gezwungen wurde. Zwölf Jahre lang leistet er auf diversen Plantagen Zwangsarbeit, ist hilflos dem Terror der Aufseher ausgesetzt. In dieser Gewaltordnung ist jegliches Menschenrecht für Schwarze suspendiert: Wer aufbegehrt, dem droht die Peitsche oder der Strick; Frauen werden nach Belieben missbraucht und vergewaltigt. Erst als ein weißer Wanderarbeiter und überzeugter Abolitionist (Brad Pitt) Northups Weg kreuzt, keimt Hoffnung.

Dem aus der Londoner Kunst-Szene stammenden McQueen gelingt das Kunststück, ein aufwühlendes individuelles Drama im Hollywood-Stil mit einer eher nüchternen System-Analyse zu verknüpfen. So lässt der Film keinen Zweifel daran, dass der Unterdrückungs-Apparat auch die Opfer verroht und abstumpft, sie im Extremfall zu Helfershelfern der Menschenschinder gegen die eigenen Leidensgenossen macht. Auch spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob der Sklavenhalter ein gutmütiger Kerl (Benedict Cumberbatch) oder ein widerwärtiger Sadist (Michael Fassbender) ist ? wenn?s (wirtschaftlich) ans Eingemachte geht, steht die Front der Ausbeuter felsenfest.

McQueen mutet dem Zuschauer also einiges zu, entschädigt allerdings mit einem Helden, der zur maximalen Identifikation einlädt. Der von Chiwetel Ejiofor großartig gespielte Northup bewahrt sich auch unter härtesten Bedingungen und im tiefsten Elend einen unantastbaren Rest Würde. Als einer der wenigen Versklavten verfügt er nämlich über eine Habe, gegen die das Terrorsystem letzten Endes machtlos ist: Bildung.

Nicht nur erschütterndes Sklaven-Schicksal; auch kühle Analyse des Systems der Sklaverei.

12 Years a Slave