Zwischen Ärger und Erfolg

Aaron McCarthy: Kein Tigers-Trainer hat eine bessere Siegquote als der 55-Jährige

Von Januar 2006 bis Dezember 2007 trainierte Aaron McCarthy die Tübinger Tigers. Ein Trainer zwischen Genie und Wahnsinn.

18.01.2017

Impulsiv, umstritten, aber erfolgreich: Ex-Tigers-Trainer Aaron McCarthy. Archivbild: Metz

Impulsiv, umstritten, aber erfolgreich: Ex-Tigers-Trainer Aaron McCarthy. Archivbild: Metz

Seine Kinder packten gerade die Geschenke aus, als Aaron McCarthys Telefon klingelte. Er wurde von Präsident Roland Oppermann und Manager Christian Roth entlassen. Es war Weihnachten 2007. Die Tigers hatten damals fünf Siege und kurz zuvor gegen den damaligen Aufsteiger Göttingen (73:82) die achte Niederlage kassiert. Auch damals hatte das Team größtes Verletzungspech. Aber: McCarthy, im Januar 2006 für Pat Elzie gekommen, führte das Team 2006/07 auf den zehnten Tabellenplatz – 17 Siege schafften die Tigers in ihrer Historie in keiner anderen Bundesliga-Saison. Für diese Marke müssten die Tübinger beispielsweise in der laufenden Saison alle verbleibenden Spiele gewinnen. „Mir hat es in Tübingen gefallen, auch meiner Familie – deshalb sind wir ja auch nach meiner Zeit als Coach noch in der Stadt geblieben“, sagte McCarthy 2010.

Doch es gab auch Gründe für seinen Rausschmiss: Ein Zerwürfnis mit Center Rasko Katic, der später sagte: „Unter McCarthy gab es zwar bekanntlich Ärger, aber es war nicht alles schlecht.“ Dissonanzen mit dem damaligen Coach hatte auch der heutige Tigers-Manager Robert Wintermantel – McCarthy war kein einfacher Charakter. TAGBLATT-Redakteur Thomas de Marco kommentierte McCarthys Entlassung damals als „eine Entscheidung, die kaum noch überrascht hat“. In Internet-Foren hatten die Fans energisch auf die Ablösung gepocht.

Protzige Gürtelschnallen gehörten beim Kalifornier genauso dazu wie eine ordentliche Portion Arroganz. McCarthy war der Gegenentwurf zu McCoy, ein Trainer, der am Spielfeldrand und hinterher die Show mochte. Ein schmaler Grad zwischen Emotionen und Selbstdarstellung. Letztlich holte McCarthy aus 62 Spielen mit den Tigers aber 27 Siege.

Der heute 55-Jährige ist mittlerweile von der Basketball-Bühne verschwunden, hatte in Belgien schon 2012 seine letzte Station als Vereinstrainer. Der dreifache Familienvater hat sich nach seiner Laufbahn in Salt Lake City niedergelassen. In der Mormonenstadt hatte er 1985 an der St. Josephs High School seine Trainerkarriere begonnen.itz

Zum Artikel

Erstellt:
18.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 18.01.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen