Kommerz und Kunst

Ab morgen gibt es in Tübingen wieder Filmvorführungen unter freiem Himmel

Carsten Schuffert, Geschäftsführer der Tübinger Medien GMBH „Bewegte Bilder“ organisiert seit 1992 das Tübinger Sommernachtskino. Auch dieses Jahr wartet die mittlerweile zur Tradition gewordene Veranstaltungsreihe vom 20. Juli bis zum 5. August wieder mit spannenden Filmen unter freiem Himmel auf.

19.07.2017

Carsten Schuffert organisiert seit 25 Jahren das Sommernachtskino in Tübingen. Bild: Philipp Schmidt

Carsten Schuffert organisiert seit 25 Jahren das Sommernachtskino in Tübingen. Bild: Philipp Schmidt

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Wie kam es zu der Idee eines Open-Air-Kinos?

Carsten Schuffert: Kino hat mich von Jugend an interessiert. Bei meiner Oma hat ein Filmvorführer gewohnt, der mich mit ins Kino genommen hat. In der Schule habe ich Schulkino gemacht. Danach habe ich in Ludwigsburg ein Kino miteröffnet, das zuvor leer stand. Zu dieser Zeit gab es draußen noch so gut wie kein Kino, dadurch entstand der Gedanke, es einmal auszuprobieren. Ich bin auf die Stadtverwaltung zugegangen und habe den Vorschlag unterbreitet. Das ist jetzt 25 Jahre her. Die erste Veranstaltung war sehr erfolgreich, aber auch sehr chaotisch. (lacht)

Das Konzept scheint gut zu dem aktuell wieder modernen Retrostil zu passen …

Es ist ein Trend, der Anfang der 90er Jahre entstanden ist. Zwischenzeitlich ist er natürlich längst eingeholt von allen möglichen anderen Freiluftaktivitäten. Die Gesellschaft verändert sich, aber das Open-Air-Kino erhält sich seine Nische.

Bewegte Bilder produziert ja auch selbst Filme. Werden Eigenproduktionen beim Sommernachtskino gezeigt?

Nein, das sind unterschiedliche Geschäftsfelder, die wir bewusst getrennt halten. Was auf dieser Veranstaltung vorgeführt wird, ist rein Material das wir von außen beziehen.

Wie läuft die Programmauswahl ab?

Wir besprechen das intern im kleinen Kreis. Grundsätzlich streben wir eine gesunde Mischung aus Kommerz und Kunst an. In der Regel will der Besucher einen leichteren Stoff mit keinen zu komplexen oder zu schwierigen Themen. Er möchte sich primär amüsieren und dem wollen wir Rechnung tragen. Ein anderes Kriterium ist die Frage, was im letzten Kinojahr erfolgreich war. Zuletzt überlegen wir, welche kleineren Filme das Potenzial haben, eine entsprechende Zuschauerschaft zu erreichen. Ein Stück weit ist bei der Programmgestaltung aber immer auch Bauchgefühl und Glück mit im Spiel.

Ein großer Vorteil besteht darin, dass man in Filme gehen kann, die man verpasst hat, oder?

Tatsächlich ist das so. Es kommen so viele Filme ins Kino, dass man gar nicht alle sehen kann. Außerdem zeichnet das Sommernachtskino seine Atmosphäre aus. Mit vielen hundert Menschen in einer lauen Sommernacht und dem schönen Areal des Schlachthofs mit seinem morbiden Charme gemeinsam einen Film zu genießen oder zu lachen ist durchaus ein besonderes Erlebnis.

Freuen Sie sich persönlich auf einen Film besonders?

Ich freue mich sehr auf den Film „Weit“. Ein Reisefilm gegen den Trend, der auch inhaltlich überzeugt. Den Filmemachern ist es gelungen, sich nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern ihre Reise und die Begegnung mit anderen Menschen. Bei diesem Film werden die Filmemacher auch persönlich anwesend sein. Bei „Einmal bitte alles“ wird die Hauptdarstellerin vor Ort sein, ebenfalls bei der Vorpremiere „Die Migrantinnen“ und bei der „European Outdoor Film Tour“ wird jemand von der Crew da sein. Das sind Abende, auf die ich mich sehr freue, wenn die Macher mit dem Publikum in Kontakt treten.

Wie schätzen Sie das Tübinger Publikum ein?

In Tübingen funktionieren Filme, die an anderen Orten nicht funktionieren – und andersherum. Wir haben hier einen hohen Anteil an akademischem Publikum, das einen spezifischen Geschmack hat. Ein Film darf durchaus leicht sein, aber nicht ganz ohne Anspruch. Dem versuchen wir gerecht zu werden. Und durch den Wunschfilm ist dem Publikum ja auch die Möglichkeit geboten, direkt mitzubestimmen.

Interview: Philipp Schmidt

Wo? Im Alten Schlachthof, Schlachthausstraße 9

Wann? Vom 20. Juli bis zum 5. August, Filmbeginn ist jeweils gegen 21.30 Uhr

Tipp: Da es Platzkarten gibt, wird zu frühzeitiger Vorbestellung geraten.

www.sommernachtskino.de

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Erstellt:
19.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 19.07.2017, 01:00 Uhr

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