American Hustle

American Hustle

Oscarreife Gaunerkomödie um zwei Trickbetrüger, die vom FBI als Köder für korrupte Politiker benutzt werden.

17.01.2014

Von Dorothee Hermann

Irving (Christian Bale) sitzt schon in der Falle, als der Film beginnt. Das New Yorker Luxushotel ist eine ganz andere Liga als seine handfeste Wäschereikette und seine Kreditbetrügereien. Ein manischer FBI-Ermittler (Bradley Cooper als Richie), der unbedingt Erfolge braucht, hat sich den halbseidenen Geschäftemacher gekrallt, um Skandale ganz weit oben zu produzieren, Spitzenpolitiker und Mafiabosse inbegriffen. Denn Richie ist besessen davon, ein bisschen Glamour für seine Behörde und vor allem für sich selbst abzugreifen.

Dem in die Enge getriebenen Irving hilft es kaum, dass seine agile Komplizin Sydney (Amy Adams) mit ihm in der Klemme sitzt ? obwohl sie es noch geschmeidiger versteht als er, sich neu zu erfinden. „Wie auch ich kam sie aus einer Gegend, wo ihre Möglichkeiten begrenzt waren.? Diese triftige Beobachtung spricht sich Irving aus dem Off zu, in einer Phase, als die Spirale der falschen Vorspiegelungen eben noch die Möglichkeit geboten hätte, auszusteigen.
Das gemeinsame Bewusstsein, den Weg aus der Falle aus eigener Kraft finden zu müssen, ist selbstverständlich eine bessere Beziehungsgrundlage als das wechselseitige Verwenden von Lockenwicklern. Regisseur David O. Russell („Silver Linings?) ist überaus erfindungsreich in solchen Styling-Marotten, um dem turbulenten Geschehen noch aberwitzigere Schnörkel zu verpassen.

Zuhause in einem ruhigen Vorort lässt Irving sich nur blicken, weil er seinen Adoptivsohn Danny so sehr liebt. In dem aufgemotzten Eigenheim lauert Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence) als frustgeladene Bombe ? bevor sie ihre Fähigkeit zu knallüberdrehten Auftritten in der Öffentlichkeit entdeckt.

So wirbelt der Film durch immer neue Konfrontationen, in denen den Figuren die (endgültige) Enttarnung droht. Die wahre Identität zu enthüllen, kann sich als Sache von Leben und Tod erweisen, ist doch der berüchtigte Mafia-Vollstrecker (Robert De Niro) eigens aus Florida anreist. Dass es kaum weniger riskant ist, unter vier Augen vor einem vermeintlichen Verbündeten die Maske fallen zu lassen, ist eine Erfahrung, die Sydney kalt erwischt.

Dieser soziale Scharfblick hebt die zehnfach Oscar-nominierte Gaunerkomödie weit hinaus über einen bloßen Enthüllungskracher. „Batman? Bale hat sich für die Rolle genau so viele Kilos angefuttert, bis seine Züge zur Biederkeit verschwimmen, und der sichtlich untrainierte Körper vor allem als Bauch in die Poolparty ragt. Das Ansehen lohnt bereits für Irvings durchtriebenen Frettchenblick: wenn er es schafft, noch das schlechteste Blatt triumphal auszuspielen.

Täuschen oder untergehen: die gnadenlose Alternative dieser Gaunerkomödie.

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