Andreas Haas über Paddeln und Wildwasserfahrt

Es gibt so viele Sportarten – warum ist es bei Dir ausgerechnet das Paddeln?

Meine Eltern hatten ein Faltboot, mit dem wir in meiner Kindheit viele Fahrten unternommen haben – und als ich dann selbst eine Familie hatte, gehörte für mich der Kauf eines Canadiers einfach dazu. So ganz geklappt hat’s nicht, aber immerhin zwei von uns sind dabei.

Was liegt Dir eher: Wildwasser fahren oder gemütliches Paddeln auf dem Neckar?

Ganz klar: Wildwasser. Man braucht eine gewisse Grundfitness und Technik, und dann muss man vor Ort schnell Entscheidungen treffen und diese umsetzen.

Mir ist aber vor allem wichtig, dass es kein Wettkampf-, sondern ein Freizeitsport ist. Man ist als Gruppe unterwegs und erlebt gemeinsam die Natur und den Sport. Man kommt ja mit dem Kajak an Orte, deren Schönheit man sonst nie sehen würde – wenn dann noch das Wetter stimmt: große Gefühle.

Die Paddelfreunde bieten beiden Gruppen ein Zuhause – den Wildwasser- und den Wanderfahrern, Kajak und Kanadier. Gibt es da keine Konflikte?

Ich denke, der Trick ist der feste Tag in der Woche, an dem wir uns alle etwa zeitgleich zum Training treffen und danach beim Grillen am Feuer zusammensitzen – da werden die Ausfahrten geplant und so manches besprochen.

Spielst Du auch Kanupolo?

Mein einziger ernsthafter Trainingsversuch endete mit einem gebrochenen kleinen Finger. Also: nein.

Was ist denn ein Kehrwasser?

Das sind beim Wildwasserfahren die Stellen im Fluss, wo sich die Strömung umkehrt oder verlangsamt. Also hinter Steinen zum Beispiel, wo man ausruhen kann und planen, in welche Richtung man weiterfährt. Das hat fast etwas Philosophisches: Man hält inne, ändert die Perspektive, trifft eine Entscheiung – und dann los. Vielleicht ist das sonst am ehesten noch beim Klettern so.

Warum hast Du die Trainerausbildung gemacht? Und was tust Du da konkret?

Das wurde eher so an mich herangetragen. Die Trainer C-Ausbildung war mehrere Wochenenden und zwei Kompaktwochen in der Landessportschule in Albstadt, da hab ich nochmal viel gelernt, Praxis und Theorie.

Unsere Jugendgruppe hat so zehn, zwölf Mitglieder, die regelmässig kommen, etwa je zur Hälfte Mädchen und Jungs, der Jüngste ist elf Jahre alt. Ich sehe den Job aber vor allem als Netzwerkstelle, organisiere Ausfahrten, koordiniere das Training, halte Kontakt zu den Jugendlichen und den Eltern.

Wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie, Arbeit und Hobby?

Ich bin ja selbständig – anders könnte ich mir den ehrenamtlichen Einsatz zeitlich nur schwer vorstellen. Das geht andererseits aber auch nur, weil ich nicht allein verdiene. Die Übungsleiterpauschale ersetzt mir ja den Zeitausfall im Laden nicht.

Es ist aber einfach toll zu beobachten, wie die Jugendlichen sich entwickeln – wie sie gemeinsam Boote schleppen, Technik lernen, Mut fassen, sich ausprobieren, nass werden, immer in Bewegung sind. Man muss ja schon mindestens ein Jahr dabei bleiben, sich durchbeißen, bis man’s ein bisschen kann. Aber die machen das gut, die gehen halt viel weniger verkopft an die Sache ran als die Erwachsenen.

Du hast selbst Kinder, bist Du deswegen oder trotzdem Jugendtrainer geworden?

Ich hatte natürlich eine gewisse Nähe zur Jugendgruppe durch meine Tochter. Wenn wir aber auf Ausfahrten dabei sind, dann sind wir eher nicht so in der Vater-Tochter-Rolle. Ich lasse sie ganz gerne vorausfahren und vertraue auf ihre Entscheidungen…

Die Paddelfreunde Tübingen sind eine Abteilung des SV 03 Tübingen.

Für die Mitglieder gibt es regelmässige Trainingszeiten;

für Paddelneulinge werden mehrmals im Jahr Einsteigerkurse angeboten.

www.paddelfreundetuebingen.de