Eisige Nächte

Aufklärung über Aufklaren

25.01.2017

Aufklärung über Aufklaren

„In der Nacht wird es verbreitet frostig-kalt. Bei längerem Aufklaren sind über Schnee lokal bis minus 20 Grad möglich.“ Derartige Formulierungen findet man in den aktuellen Wetterberichten zuhauf. Immer wieder erscheinen die Hinweise, dass es nachts bei wolkenlosem Himmel über Schnee am kältesten wird. Doch stimmt das überhaupt und – wenn ja – warum ist das so? Robert Hausen vom Deutschen Wetterdienst gibt eine Antwort.

In der Tat besteht ein Zusammenhang zwischen besonders kalten und dazu schneereichen Regionen. Während entlang des Rheins (schneefrei) beispielsweise die Frühwerte meist zwischen minus 3 und minus 9 Grad im einstelligen Frostbereich lagen, gab es im tiefverschneiten Bayern verbreitet strengen Frost zwischen minus 10 und minus 17 Grad.

Wie kommen nun besonders tiefe Temperaturen zustande? In den Nachtstunden gibt die Erdoberfläche die tagsüber aufgenommene Energie (kurzwellige Einstrahlung der Sonne) als langwellige Ausstrahlung an die Atmosphäre ab (Wärmestrahlung).

Bei vorhandener Wolkendecke wird ein Teil dieser Energie reflektiert und wieder zum Boden zurückgeworfen, die Abkühlung ist dadurch deutlich vermindert. Daher ist ein klarer Himmel Grundvoraussetzung für einen kontinuierlichen, bodennahen Abkühlungsprozess. Über der „weißen Pracht“ kommt nun das hohe Reflexionsvermögen (Albedo) des Schnees zur Geltung. Insbesondere über frischen (noch nicht verunreinigten) Schneeflächen wird die solare Strahlung tagsüber nahezu vollständig reflektiert, eine starke Erwärmung der Oberfläche findet also erst gar nicht statt. Umso effektiver erfolgt somit die nächtliche Abkühlung.

Darüber hinaus wirkt eine frische Schneedecke mit ihren zahlreichen Lufteinschlüssen auch isolierend, die nächtliche Abgabe der darunter befindlichen Bodenwärme wird unterbunden.

Erdbeerbauern können diesbezüglich „ein Lied davon singen“. Zur Vermeidung von Fäulnis werden die Früchte im Frühjahr gerne von Stroh oder Holzwolle unterlegt, was eine starke Abkühlung der bodennahen Luftschichten zur Folge hat. Die Konsequenz: Die Erdbeeren liegen zwar trocken, drohen aber zu erfrieren.

Auch der Wind spielt eine wesentliche Rolle. Bleibt dieser während der Nachtstunden lebhaft, so wird die Bildung von flachen „Kaltluftseen“ infolge der permanenten Durchmischung erheblich erschwert, wodurch es milder bleibt. fk

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25.01.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 25.01.2017, 01:00 Uhr

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