Den Vater vor dem Selbstmord bewahrt

Berlins Peyton Siva spielt am Freitag bei den Tübinger Tigers

Kaum ein Spieler in der Basketball-Bundesliga hat eine derart interessante Geschichte wie Peyton Siva zu erzählen. Der 26-Jährige ist ein Schlüsselspieler bei Alba Berlin. Der Klub spielt am Freitag (18.15 Uhr, live auf Sport1) in der Horn-Arena.

14.12.2016

Berlins Peyton Siva spielt am Freitag bei den Tübinger Tigers

Eines Tages fehlte eine Waffe. Und Peyton Sivas Vater. Bei einem Mann, der in Drogen und Alkohol einen Ausweg suchte, eine höchst besorgniserregende Situation. Doch Peyton Siva junior, der Sohn, suchte nach seinem Vater. Und fand ihn. Im Auto – und mit der Pistole. Siva senior war kurz davor, sich selbst das Leben zu nehmen. „Ich habe ihm gesagt, er muss aufstehen, muss sich die Zeit nehmen, sein Leben zu ändern“, erzählte der Sohn. Er brachte seinen Vater ins Leben zurück.

Die Geschichte der Sivas wird in einem knapp vierminütigen Youtube-Video dargestellt. Pfützen, in die der Regen tropft, und eine traurige Musik im Hintergrund verleihen dem Video zusätzlich eine hohe Dramatik und Emotionalität.

Die Story führt dahin, dass der Vater, der dem Sohn in frühen Zeiten selten in die Basketball-Halle folgte, zu College-Zeiten an der University of Louisville „eine große Unterstützung“ war, wie es der heutige Spieler von Alba Berlin darstellt. 2013 gewann Louisville die NCAA-Meisterschaft. „Man träumt als Kind immer davon und für mich ist es noch heute verrückt, dass wir damals Champion geworden sind“, sagte Siva Ende September im Basketball-Magazin BIG. Vor 74 326 Zuschauern erzielte der Point Guard damals gegen Michigan (82:76) im Finale 18 Punkte. Es war der erste Titel für Louisville seit 1986. Siva bekam dafür auch individuelle Auszeichnungen. Der Spielmacher verließ das College als Held.

Sivas Gegenspieler bei jenem Finalsieg waren Trey Burke (heute bei den Washington Wizards in der NBA) sowie Tim Hardaway junior, Teamkollege des deutschen Nationalspielers Dennis Schröder bei den Atlanta Hawks. Auch Siva schaffte es in die NBA, wurde von den Detroit Pistons im Draft an 56. Stelle ausgewählt. Und bekam beim Klub aus der Autometropole auch 24 Einsätze in der besten Liga der Welt. „Es war eine tolle Chance, aber vielleicht war ich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagte der 26-Jährige. Siva spielte in der NBA etwas mehr als neun Minuten pro Partie und erzielte 2,3 Punkte im Schnitt.

Er landete in der D-League, wo NBA-Teams ihre Talente parken und pro Saison kaum mehr als 25 000 Dollar zu verdienen waren. Eineinhalb Jahre blieb Siva dort. Immer wieder schaffte er den Sprung zurück in den NBA-Kader – aber nur, um die Ersatzbank aufzufüllen. Diesen Weg gehen viele Spieler, die irgendwann in Europa ihr Glück versuchen: wie Peyton Siva.

Im Sommer 2015 wechselte er nach Italien: Juve Caserta, das Team wurde Drittletzter, Sivas Saison war mit einigen Verletzungen nicht optimal. Und er hatte Probleme, sich vom straffen Spielplan in den Staaten auf ein einziges Spiel in der Woche umzustellen: „Zu lange auf das nächste Spiel zu warten, kann frustrierend sein.“

Unterstützung hatte er immer von seiner Familie. Seine Frau Patience McGroskey heiratete er bereits im Juli 2013 – in der Basketball-Arena von Louisville, nie zuvor hatte es dort eine Hochzeit gegeben. Im Sommer 2014 kam die gemeinsame Tochter Adalynn zur Welt. Das Schicksal der Familie, die Wurzeln in Samoa hat, hatte sich zum Guten gewandt.

Vor einigen Monaten ging Peyton Siva dann schließlich zu Alba Berlin, unterschrieb dort gleich für zwei Jahre. Und sagte, nach all dem, was er erlebt hatte: „Ich bin jeden Tag dankbar und habe den leichtesten Job der Welt.“ Er macht 9,5 Punkte pro Spiel, verteilt 5,9 Vorlagen – ein Leistungsträger. Und seinen Vater hat er in Louisville nicht vergessen. Als der Vater im Oktober 52 wurde, schickte sein Sohn via Facebook Grüße: „Bleibe stark! Ich bin stolz auf dich. Und ich liebe dich!“

M. Hagemann / Bild: Camera 4

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Erstellt:
14.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 14.12.2016, 01:00 Uhr

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