Bottled Life

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Enthüllungsdokumentation über das Milliardengeschäft, das der Konzern Nestlé mit abgepacktem Trinkwasser macht.

02.09.2013

Von Mario Beißwenger

Der Schweizer Journalist Res Gehriger hat sich die Aussagen des Nestlé-Unternehmens über sein Milliarden-Geschäft mit Wasser vorgeknöpft und einen Dokumentarfilm darüber gedreht. Er steht in der Tradition von Michael Moore. Typ: Furchtloser Journalist enthüllt mit dem Mikro in der Hand dunkle Machenschaften. Die Skandalisierung erreichen Autor und Film weniger über das minutiöse Aufdecken von Schurkereien. Sie verlassen sich auf Bilder: Tanklaster, die in Kolonnen Wasser in die weltweit größte Fabrik für in Plaste abgefülltes Wasser karren (natürlich in den USA), ein einsamer Bub am ausgetrockneten Brunnen in Pakistan neben der strahlend sauberen, wasserraubenden Nestlé-Fabrik.

Am Donnerstag lud das Umweltzentrum zum Angucken ins Tübinger Arsenal, mit gesponserten Freikarten von den Tübinger Stadtwerke. Der Streifen liefert nämlich alle Argumente für eine gut geführte öffentliche Wasserversorgung - und für ein handlungsfähiges Gemeinwesen, das über seine Ressourcen selbst verfügt. Funktioniert beides nicht, lassen sich mit Wasser geradezu obszöne Geschäfte machen. Die konkreten Vorwürfe sind aber nicht so viele: Nestlé lobte sich selbst noch lange, als die Firma die Wasserversorgung eines äthiopischen Flüchtlingslagers längst nicht mehr organisierte. Nestlé nutzt schamlos eine Lücke im Wasserrecht des US-Bundesstaates Maine. Nestlé verkauft sauberes abgepacktes Wasser für Besserverdienende, während neben dem Werk die Ärmeren Durchfall oder gar Cholera bekommen vom Wasser aus der öffentlichen Versorgung. Diese Obszönität bebildert der Film. Das ahnte Nestlé wohl und lehnte jede Zusammenarbeit ab. Nach dem Film kommt man sich auch etwas bescheuert vor, Wasser - nicht besser als aus dem eigenen Hahn - für teuer Geld hübsch verpackt zu kaufen.

Wilfried Kannenberg, bei den Stadtwerken fürs Wassernetz zuständig, fand in der anschließenden Diskussion die Aufgabe nicht einfach, eine funktionierende Wasserversorgung für eine jährlich um 20 000 Einwohner wachsende Mega-City aufzuziehen. Als Verfechter einer nur öffentlichen Versorgung zeigte er sich nicht. In Deutschland habe sich das öffentliche System zwar bewährt, "mir ist es aber zunächst gleichgültig, ob es öffentlich oder privat organisiert ist" (Kino Waldhorn, Rottenburg, täglich 18 Uhr).bei

Bloßgestellte Blubber-Propaganda. Und: Warum eigentlich Wasserflaschen herumtragen?

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