Rätselhafte Raritäten

Das Museum in der Sattlergasse in Ofterdingen

Die Männer des Arbeitskreises des Museums in der Sattlergasse Ofterdingen haben ein Ziel: bei ihnen muss jede Maschine laufen, der Musikschrank aus den 1920er Jahren genauso wie die Dreschmaschine oder die Dampfmaschine. So haben sie ein lebendiges Technikmuseum geschaffen, das durch ein fast ebenso großes Museum der ländlichen Lebenswelt begleitet wird.

27.07.2016

Das Museum in der Sattlergasse in Ofterdingen

Ofterdingen. Das beeindruckendste Exponat der Ofterdinger Museumsscheuer ist sicher die knallrote Dampfmaschine von 1940 aus dem ehemaligen Stielwerk Albert Hausch & Söhne. Aber auch die kleineren Ausstellungsstücke bringen große und kleine Besucher zum Staunen. Manche Gegenstände wie die Stielfräsmaschine erzählen von der Geschichte Ofterdingens, denn im 19. Jahrhundert galt die Steinlachgemeinde als europaweit führender Produktionsstandort von Holzstielen für landwirtschaftliche Geräte. Andere Objekte zeigen die mühseligen Arbeitsbedingungen unserer Vorfahren und wiederum andere stellen kleine technische Raritäten dar, bei denen man ein wenig rätseln muss, bevor man versteht, welche Funktion sie einmal hatten.

Im Friseursalon aus der Zeit um 1945 zum Beispiel gibt es viel zu entdecken. Ein Objekt wirkt auf den ersten Blick eher wie ein Folterinstrument, aber die Männer des Arbeitskreises kennen seine Funktion: Es handelt sich um ein frühes Dauerwellengerät. Um die Haare der Damen zu locken, wickelte der Friseur einzelne Strähnen um einen Metallstab, über den er dann eine elektrisch beheizte Patrone schob. Zunächst hatte solch ein Gerät nur zwei solcher Heizpatronen. Da dauerte es sicher eine halbe Ewigkeit, bis die Frisur fertig war. Aber schon bald gelang es dem Erfinder, die Zahl der Patronen zu erhöhen, was die Behandlungszeit ganz wesentlich verkürzte. Allerdings ist nicht nachgewiesen, wann sich diese Frisurenmode im Steinlachtal verbreitete, denn dort fanden die Frauen nicht die Zeit für solch aufwändige Verschönerungen – sie mussten sich schließlich nicht nur um Haushalt und Familie kümmern, sondern häufig noch in den örtlichen Fabriken arbeiten, um das Familieneinkommen aufzubessern.

Ohne Zweifel, in diesem kleinen Museum findet jeder sein Lieblingsobjekt: An der Zahnarztbohrmaschine kann man sich ein wenig gruseln, alte Puppenstuben laden zum Träumen ein und der Originaloldtimer Ford Lizzy lässt sicher nicht nur Männerherzen höher schlagen. Elke Thran

Die Museumsscheuer in der Sattlergasse in Ofterdingen ist jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Während dieser Zeit kann man den Mitgliedern des Arbeitskreises über die Schultern schauen oder sich durch das Museum führen lassen.

Außerdem ist das Museum an folgenden Sonntagen geöffnet: 14. August, 18. September und

9. Oktober. An diesen Tagen ist für das leibliche Wohl gesorgt.

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Erstellt:
27.07.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 27.07.2016, 01:00 Uhr

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