Der Imker

Der Imker

Berührendes Porträt eines kurdischen Bienenzüchters, der nach seiner Flucht in die Schweiz in der Liebe zu den Insekten Trost findet.

27.01.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Furchtlos fasst der ältere Herr mit bloßer Hand ins Gewimmel auf der Wabe, lässt die Insekten zu Dutzenden über seinen Finger krabbeln. Und wenn sie doch mal stechen? „Das ist gut gegen Rheuma?, lacht Ibrahim Gezer. Bienen sind das Lebenselixier des Flüchtlings aus Kurdistan, seine „süße Krankheit?, wie er sagt.

Sein Großvater hatte einst ein Schaf gegen zwei Bienenvölker getauscht; für den Enkel wurde der Nebenerwerb zur Leidenschaft, die ihm und seiner Familie bescheidenen Wohlstand einbrachte. Doch das ist nur die eine Schicksals-Seite. Auf der anderen, dunklen, wurde Gezer von der türkischen Armee als vermeintlicher Guerilla-Sympathisant aus seinem Heim vertrieben. Sieben Jahre lang versteckte er sich in den Bergen, mehrere Kinder starben, seine Frau beging aus Verzweiflung Selbstmord. In der Schweiz fand er schließlich Zuflucht ? für seinen Trost und Halt, die Bienen, hat man dort allerdings kein Verständnis. Statt Gezer als Imker seinen Lebensunterhalt verdienen zu lassen, steckten ihn die Behörden zwecks Integration in eine Behindertenwerkstatt.

Regisseur Mano Khalil benötigt für sein berührendes Porträt dieses kaum der deutschen Sprache mächtigen Mannes nicht viel mehr als den Protagonisten selbst. Genau genommen reicht sein Gesicht, in das sich die furchtbaren Erlebnisse eingegraben haben, das aber auch schiere Glückseligkeit offenbart, wenn er mit seinen geflügelten Freunden zusammen ist und über ihr Eigenarten philosophiert.

Aus der verständlichen Liebe des Regisseurs zu seinem Helden resultiert allerdings eine gewisse Weitschweifigkeit. Man muss nicht elend lang der Trauerfeier für seinen gefallenen Sohn und der Hochzeit seiner Tochter beigewohnt haben, um diesen eindrucksvollen Menschen ins Herz zu schließen.

Leicht längliches Porträt eines Flüchtlings, der aus der Liebe zu Bienen Lebensmut schöpft.

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