Ein tapferer Schneider

Der syrische Flüchtling Ahmad Al Ghadban ist jetzt Unternehmer in Rottenburg

Vor drei Jahren kam Ahmad Al Ghadban nach Rottenburg (wir berichteten). Jetzt ist der syrische Flüchtling stolzer Inhaber einer Änderungsschneiderei.

15.11.2017

Mit der Unterstützung von Kirsten Modest und Walter Hahn (rechts) konnte Ahmad Al Ghadban in Rottenburg eine Änderungsschneiderei eröffnen. .Bild: Zibulla

Mit der Unterstützung von Kirsten Modest und Walter Hahn (rechts) konnte Ahmad Al Ghadban in Rottenburg eine Änderungsschneiderei eröffnen. .Bild: Zibulla

Rottenburg. Der bunte Fadenrollenhalter an der Wand wird für die Kunden der Änderungsschneiderei „Diamant“ in Rottenburg zum Blickfang. Vor rund drei Wochen hat Ahmad Al Ghadban sein Geschäft in der Oberen Gasse 11 eröffnet.

Nach seiner Flucht aus Syrien musste der Schneider, der sich in Aleppo eine Fabrik für Damenoberbekleidung mit zwölf Mitarbeitern aufgebaut hatte, beruflich wieder bei null anfangen. Im Anschluss an seine Anerkennung als Asylberechtigter arbeitete der 43-jährige Familienvater zunächst in einer Textilfirma im Kreis Tübingen. „Doch seine Selbstständigkeit war schon lange unsere gemeinsame Idee“, berichtet Kirsten Modest, Sozialarbeiterin beim Tübinger Landratsamt. Sie konnte umgesetzt werden, als Ahmad Al Ghadban von einer deutschen Bekannten erfahren hatte, dass die Inhaberin der Änderungsschneiderei beim Rottenburger Waldhorn-Kino aus Altersgründen aufhört.

Im Frühjahr starteten die Vorbereitungen für die Übernahme des kleinen Geschäfts mit einer Fläche von rund 30 Quadratmetern. Das Jobcenter machte seinen auf ein halbes Jahr befristeten Zuschuss für die Pacht neben der Teilnahme des syrischen Unternehmers an einem Coaching auch von einem Businessplan abhängig. Den stellte er mit Unterstützung von Walter Hahn auf, der sich im Rahmen des Patenschaftsmodells der Stadt Rottenburg und des Landkreises für Geflüchtete engagiert und Al Ghadban bei der Buchhaltung und der Steuererklärung hilft. Kirsten Modest kümmerte sich derweil um den Eintrag in die Handwerksrolle. Dann investierte Al Ghadban rund 4500 Euro in Nähmaschinen, Werbeflyer und Material. „Ohne den privaten Kredit von einem deutschen Freund wäre das nicht möglich gewesen“, betont der Schneider und präsentiert stolz seinen Gewerbeausweis. Für Kirsten Modest ist die Geschäftseröffnung „ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Kooperation von Landkreis und Jobcenter mit einem lokalen Netzwerk ehrenamtlicher Helfer“. Stefan Zibulla

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Erstellt:
15.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 15.11.2017, 01:00 Uhr

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