Dido Elizabeth Belle

Dido Elizabeth Belle

Kostümdrama um die Tochter einer Sklavin, die Ende des 18. Jahrhunderts in britischen Adelskreisen für Aufregung sorgt.

11.08.2014

Von Dorothee Hermann

Es klingt wie ein Märchen: Ein adliger Offizier der Königlichen Marine bekennt sich im London der 1760er Jahre zu seiner unehelichen Tochter mit einer schwarzen Sklavin. Das Mädchen Dido (Gugu Mbatha-Raw) soll beim Onkel des Seefahrers aufwachsen, dem mächtigen Lordoberrichter Mansfield (Tom Wilkinson).

Die angesehenen Verwandten reagieren mit kühler Zurückhaltung auf den niedlichen, aber soziales Dynamit versprechenden Familienzuwachs. Stumm wechseln die Eheleute etliche Blicke, bis als Pragmatismus getarnte Humanität siegt: Wie stellen wir sie nach außen vor?, fragt die Richtergattin (Emily Watson) im herrschaftlichen Kenwood House im Norden Londons.
Solche Momente des Innehaltens, in denen offen ist, in welche Richtung sich eine Situation entwickeln wird, durchbrechen die konventionelle Oberfläche des Kostümfilms. Zumal der Kampf für die Abschaffung der Sklaverei den politischen Rahmen dieses Leinwandgemäldes bildet. Der fabulöse Plot zeichnet eine wahre Begebenheit nach.

Dido gehört zur Upper Class und auch wieder nicht. Wie sehr ihr dieser Zwiespalt zusetzt, hat sie mit sich allein abzumachen. Die wirtschaftlichen Zwänge des Heiratsmarkts öffnen ihr erst recht die Augen für die (Klassen-)Gesellschaft, in der sie lebt ? als hätte das Drehbuch die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern mit der Nüchternheit einer Jane Austen ausgeleuchtet. Desillusionierung ist die Kehrseite der ersten Liebe.

Der ghanaisch-britischen Regisseurin Amma Asante ist ein subversiv aufgerautes Kostümdrama gelungen, das bei aller Kulissenseligkeit samt wogenden Dekolletés die Botschaft bereithält, dass Romantik und Menschenverachtung nicht zusammenpassen ? ganz gleich, ob Rassismus oder das Patriarchat ihre Ursache sind.

Subversiv angehaucht: Die Tochter einer Sklavin in der britischen Upper Class.

Dido Elizabeth Belle