Aus der Luft und zu Fuß (2)

Die Altstadtkapelle Rottenburg

Wanderziel, Aussichtspunkt, Wallfahrtsort – die „Liebfrauenkapelle auf der Altstadt“ wie die kleine Kapelle im Südwesten von Rottenburg, zwischen Preußischem und Kreuzerfeld, in einer Chronik von 1819 genannt wird, ist vermutlich sogar ein bisschen älter als die Stadt Rottenburg selbst.

18.10.2017

Von Andrea Bachmann

Bild: Erich Sommer

Bild: Erich Sommer

Der Hochaltar der spätromanischen Marienkapelle wurde im Jahr 1268 von dem berühmten Gelehrten und Bischof von Regensburg Albertus Magnus geweiht. Vermutlich träumten die Herren von Ehingen von einer eigenen Stadt an ihrem Stammsitz, die sie mit mehreren Kirchen und Kapellen wie der Pfarrkirche Sankt Remigius oder der Klausenkirche ausstatteten und die sie sogar mit einem Mauerring befestigten. Mit der Siedlung Sülchen war Ehingen die bedeutendste Nachfolgesiedlung der römischen Stadt Sumelocenna, die 260 nach der alemannischen Landnahme zerstört worden war. Erfolg war den Herren von Ehingen mit ihrer Stadtgründung leider nicht beschieden. Nachdem Graf Albrecht von Hohenberg um das Jahr 1280 an der Stelle Sumelocennas die Stadt Rottenburg gegründet hatte, wurden Sülchen aufgegeben und Ehingen zu einem Stadtteil der neuen Stadt.

In der Kapelle befindet sich eine alte steinerne Gedenktafel, die von einer Stadt Landskron berichtet, die am 3. Januar 1112 durch ein Erdbeben oder eine Überschwemmung – ein „Ert Bidem un Geweser“ – zerstört worden sei. Das Erdbeben, das von Mitteldeutschland bis nach Italien gereicht haben soll, ist für dieses Datum mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, aber von einer angeblichen Stadt Landskron gibt es höchstens in der Fantasie der Mitglieder der „Alte Schützengilde Landskron 1528“ einige Spuren.

1404 wurde die Kapelle noch mit einer eigenen Pfründe dotiert, aber bereits hundert Jahre später wurde sie mit dem Stift Sankt Moriz vereinigt. Noch heute wird die Altstadtkapelle von der Pfarrkirche Sankt Moriz betreut.

1688 wurde die kleine Kapelle auf dem Hochplateau um einen Chor erweitert, 1861 wurde ein kleiner Kreuzweg mit Bildstöcke angelegt: Die Marienkapelle scheint eine Zeitlang ein beliebter Wallfahrtsort gewesen zu sein.

Das ist ziemlich lange her. 1983 wurde die Kapelle noch einmal gründlich renoviert, seitdem ist der Kreuzweg mehr oder weniger verfallen und harrt einer Sanierung, die große Kapelle ist aus Furcht vor Vandalismus meistens geschlossen. Im Sommer finden hier noch Maiandachten statt.

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Erstellt:
18.10.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 18.10.2017, 01:00 Uhr

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