Erlebnisse in Kunstform

Die Bilder von Mehlika Tanriverdi zeigen Menschen, die Geschichten erzählen

11.01.2017

Die Bilder von Mehlika Tanriverdi zeigen Menschen, die Geschichten erzählen

Im Regal stehen zahlreiche Farben, einige Leinwände stehen auf dem Boden und ein besonders großes Kunstwerk ziert die Wand über dem Schreibtisch. Das kleine Atelier der Künstlerin Mehlika Tanriverdi befindet sich etwas versteckt in der Neckarhalde 13. Hier ist der kreative Raum, in dem die Künstlerin mit den türkischen Wurzeln ihre Ideen und Inspirationen in Kunst verwandelt. Dass sie irgendetwas mit Kunst machen wollte, war Tanriverdi schon ziemlich früh klar. Sie belegte in der Schule den Kunst-Leistungskurs und wollte das Fach schließlich auch studieren.

Dazu kam es dann aber nicht, denn die Eltern waren dagegen. Schließlich entschied sie sich für ein Kultur- und Literaturwissenschaftliches Studium und schloss mit einem Magister ab. Während der Studienzeit besuchte sie zwar immer wieder mal Kurse am Kunstinstitut, die sie allerdings als eher langweilig empfand. 2007 fällte sie die Entscheidung, eine Weltreise anzutreten. Das Erlebte schrieb Tanriverdi alles auf und die Idee wuchs in ihr, daraus einen Roman zu machen. Dazu kam es jedoch nie. Nach anderthalb Jahren kehrte die Künstlerin nach Tübingen zurück, wusste jedoch nicht, was sie tun sollte. Bis sie ihre Mentorin Magda del Pilar kennenlernte.

Von diesem Moment an hatte die Kunst bei Tanriverdi eine zweite Chance bekommen. Sie fing an, ihre Geschichten und Erlebnisse in Kunstform zu verwirklichen. Intuitiv und mit Spielereien fand sie ihre ganz eigene Art die Kunstwerke zu gestalten. Auf selbst geschöpftem Papier, auf Holz gebrannt oder mit Pigmentfarbe auf Leinwänden. Was das Schwierige am Anfang war? „Nur die Überwindung, einfach zu machen, einfach anzufangen“, sagt Tanriverdi. Auch die Begabung habe sie anfangs nicht so richtig bei sich gesehen. Die Bilder der Künstlerin zeigen fast ausschließlich Menschen. Menschen, die Geschichten erzählen. Menschen, zu denen auch eine Geschichte gehört. Schaut man die Bilder von Tanriverdi an, so stellt man fest, dass sie viel mit Farbe arbeitet, aber auch die Umrisse immer stark in den Vordergrund treten. Das macht die Werke lebendig, gemeinsam mit der Struktur, die der verwendeten Technik geschuldet ist, bekommt alles auch eine gewisse Haptik. Den Prozess des Gestaltens beschreibt Tanriverdi als sehr intuitiv. Beim Malen denkt sie nicht viel nach, das Kunstwerk entsteht nach Gefühl. Aber nicht nur Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen spiegeln sich in Tanriverdis Kunstwerken wider. Auch persönliche Situationen und Lebensumstände haben die Arbeit beeinflusst.

So ist aus anfänglichen Versuchen eine Reihe von Kunstwerken entstanden, die regelmäßig in Ausstellungen und Vernissagen zu sehen sind – im Jamclub oder im Vegi. Aus dem Traum ist eine Berufung geworden, auch wenn der Weg über die Literatur und eine Reise durch die Welt notwendig waren. Beim Malen ist Tanriverdi immer für sich. Dennoch kann sie sich gut vorstellen ihr Wissen und ihre Inspiration an andere Künstler weiterzugeben. Auch die Kunst lebt davon, dass sie sich weiterentwickelt.Johanna Soika / Bild: Soika

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Erstellt:
11.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 11.01.2017, 01:00 Uhr

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