Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

In der Nazi-Zeit angesiedeltes Drama über ein Mädchen, dessen Pflegeeltern einen jungen Juden im Haus versteckt halten.

10.03.2014

Von k

Wer als Kind im Nationalsozialismus aufwuchs, hatte kaum eine Chance, der Zurichtung zum Antisemiten zu entgehen. Nur in Einzelfällen waren die Gegenmächte des Guten stärker. Von einer solchen Ausnahme erzählt dieser Film.

1938 wird die neunjährige Liesel (Sophie Nélisse), deren kommunistische Eltern spurlos verschwunden sind, in die Obhut des kinderlosen Ehepaars Hubermann (Geoffrey Rush und Emily Watson) gegeben. Besonders ihr Pflegevater, der dem Mädchen das Lesen beibringt, ist ein gutherziger, von der faschistischen Ideologie insgeheim angewiderter Mensch. So zögert er auch nicht, als nach der Pogromnacht der jüdische Sohn eines alten Kriegskameraden um Unterschlupf bittet. Aber kann die schon leicht von Nazi-Virus infizierte Liesel dieses Geheimnis bewahren? Tatsächlich entspinnt sich zwischen ihr und dem im Keller versteckten Max ein zartes Band der Freundschaft ? vermittelt durch die gemeinsame Erfahrung des Ausgegrenztseins, aber auch durch die Leidenschaft für Literatur, die sich zumindest zeitweise als effektives Mittel gegen die Angst erweist.

Brian Percivals Verfilmung des 2005 erschienen Jugendbuchs von Markus Zusak hat im Feuilleton mächtig Prügel bezogen. Speziell deutsche Kritiker warfen ihm die Verniedlichung des Nationalsozialismus vor. Das mag für das in der Tat unangemessen kitschige Ende zutreffen. Davor aber zeichnet der Regisseur ein durchaus realitätsnahes Bild nationalsozialistischen Alltags in einer deutschen Kleinstadt, wo die Monströsität des faschistischen Systems, auch des Holocaust, nur in Miniaturform aufscheint. Wo überwiegend nicht das Schwarz des Terrors dominiert (oder das Weiß des Widerstands leuchtet), sondern ein, zumindest beim Durchschnittsarier, aus Mitlaufen, Durchwursteln und kleinen Unbotmäßigkeiten gemischtes Grau. Und wo man, wie der Film glaubwürdig zeigt, mit bescheidenen Mitteln das Regime zwar nicht aus den Angeln heben, aber doch ein manchmal Leben rettendes Maß an Humanität bewahren konnte. Einmal hebelt der Film die Erwartungshaltung sogar ganz bewusst aus, wenn ein Trupp uniformierter Nazis in die Keller des Viertels ausschwärmt ? aber nicht, wie es zunächst scheint, um Verstecke auszuheben, sondern zur Inspektion der Luftschutzräume.

Nicht vergessen sollte man auch, dass die Geschichte vor allem an Jugendliche adressiert ist ? was die konventionelle, gefühlsbetonte Erzählform bis zu einem gewissen Grad rechtfertigt.

Zeigt Jugendlichen nachfühlbar, wie man in der Barbarei menschlich bleiben kann.

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