Mit der Blutgruppe F

Die Tübinger Feuerwehr präsentiert am Sonntag ihren Nachwuchs

Am Sonntag lädt die Tübinger Feuerwehr zum Tag der Offenen Tür ein. Deren Nachwuchs kann sich sehen lassen.

17.05.2017

Von Andrea Bachmann

Julia Gugel und Bassam Ismail sind brennend an der Feuerwehr interessiert. Bild: Bachmannn

Julia Gugel und Bassam Ismail sind brennend an der Feuerwehr interessiert. Bild: Bachmannn

Tübingen. Je dunkler der Helm, desto cooler: Ein verfärbter Helm ist schließlich der beste Beweis dafür, dass jemand tatsächlich „im Feuer war“ und deshalb eine regelrechte Trophäe. Wenn der 14-jährige Bassam Ismail und die 23-jährige Julia Gugel von erträumten und erlebten Feuerabenteuern erzählen, leuchten ihre Augen. „Wir sind eben feuerwehrverrückt. Wir haben die Blutgruppe F.“

Bassam wurde im Kindergarten angefixt. Da hat er eine Rundfahrt mit dem Feuerwehrauto gemacht. Mit zehn ist er zur Jugendfeuerwehr. Jetzt lernt er alles, was man für einen Einsatz braucht. Mit 17 kann er dann zu den Aktiven wechseln. Seine Kenntnisse wird er am Tag der Offenen Tür unter Beweis stellen. Da löscht die Jugendfeuerwehr einen Autobrand. Nur das Autofahren überlassen sie noch einem Erwachsenen, ansonsten werden sie den ganzen Löschangriff alleine durchziehen. Noch besser ist der „Berufsfeuerwehrtag“. „Da bleiben wir 24 Stunden im Feuerwehrhaus und werden irgendwann zu einem Einsatz herausgeklingelt“, erklärt Bassam Ismail.

Einsätze sind Adrenalinschübe. Julias Gugel erlebte ihre Feuertaufe ausgerechnet während einer Feuerwehrkneipe. „Da sollte ich eigentlich beim Ausschank helfen, im ganzen Haus war Halligalli und dann gab es einen Wohnungsbrand in der Weststadt“, erinnert sie sich. „Dort habe ich dann die Beleuchtung aufgebaut. Als wir wieder zurückkamen, waren wir natürlich die Helden!“

„Im Feuer“ war Julia noch nie. Das wäre schon irgendwie ein Kick, gibt sie zu: „Da rettet man ja auch jemanden.“ Ihre ganze Familie sei in der Feuerwehr, sie selbst sei quasi im Feuerwehrhaus aufgewachsen. „Das prägt!“

Die Industriekauffrau gehört zu den acht Frauen, die sich in der Abteilung Stadtmitte engagieren, einer von zehn Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr. Eine hauptamtliche Abteilung aus 24 Personen – darunter eine Frau – sorgt vor allem tagsüber dafür, dass die Feuerwehr in Tübingen tatsächlich so schnell wie die Feuerwehr sein kann.

Wahres Heldentum beweisen Feuerwehrleute aber nicht bei dramatischen Löschangriffen – ungefähr zwei Drittel der von den Wehren geleisteten Einsätze sind technische Hilfeleistungen und die können zäh und anstrengend sein. „Wir mussten einmal eine Ölspur auf der Straße beseitigen, da haben wir stundenlang ein Ölbindemittel aufgestreut und wieder weggefegt“, berichtet Julia Gugel von ihrem bislang mühsamsten Einsatz.

Auch Bassam Ismail verfügt bereits über diese besondere Mischung aus Abenteuerlust und Hilfsbereitschaft: An der Geschwister-Scholl-Schule engagiert er sich im Schulsanitätsdienst. Andrea Bachmann

Der Tag der Offenen Tür findet am Sonntag, 21. Mai, von 10 bis 17 Uhr in der Tübinger Keltern-

straße 21 statt. Neben Fahrzeugausstellungen und Führungen werden eine Menge Aktionen vor allem für Kinder angeboten: In einem Rauchzelt ein Kind mit Hilfe einer Wärmebildkamera suchen, echtes Feuer löschen, durch die Atemschutzübungsstrecke krabbeln und vieles mehr. Zur Erholung gibt es Göckele und Rote Wurst sowie Kaffee und Kuchen, um die Mittagszeit treten der Spielmannszug der Feuerwehr und die Stadtgarde zu Pferde auf (siehe auch „Immer noch spritzig auf Seite 8).