Drecksau

Drecksau

Derb satirischer Krimi um einen korrupten und fies intriganten Polizisten nach dem Roman von Irvine Welsh ("Trainspotting").

14.10.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Der Titel lügt nicht. Bruce Robertson (James McAvoy) ist tatsächlich eine äußerst unappetitliche Erscheinung, verwandt mit den amoralischen Widerlingen aus „Clockwork Orange? und „American Psycho?. Allerdings mit einem feinen Unterschied: Robertson ist kein Krimineller, sondern Polizist. Die damit verbundene Macht nutzt er freilich nur zum eigenen Vorteil: allem voran erzwungener Sex mit Zufallsopfern seiner Ermittlungen und lustvolle Erniedrigung angeblich Verdächtiger. Aber auch die eigenen Leute sind nicht vor ihm sicher. Um befördert zu werden, intrigiert er aufs Fieseste gegen die Konkurrenz.

Ein schwarzes Schaf will man dieses Ekel trotzdem nicht nennen, denn im Grunde sind die meisten seiner Kollegen und Vorgesetzten aus der Mordkommission von Edinburgh ähnlich gestrickt ? nur nicht ganz so abgebrüht.

Echte Polizisten müssen jetzt aber nicht um ihr Image bangen, denn der Film von Jon S. Baird (nach einem Roman von „Trainspotting?-Autor Irvine Welsh) hinterlässt kaum Verwechslungsgefahr mit der Wirklichkeit. Dafür sind Handlung und Charaktere zu grell überzeichnet, ist die Inszenierung zu artifiziell mit einem Drall ins Surreale.

Man kann „Drecksau? als Satire auf eine Gesellschaft lesen, die den Sozialdarwinismus zu ihrer Religion gemacht hat. Nach und nach entwickelt er sich aber auch zum Psycho-Horrortrip eines Menschen, der von den Dämonen seiner Vergangenheit gejagt wird. Trotzdem kommt man als Zuschauer kaum umhin, zum heimlichen Komplizen dieses Scheusals werden ? auch weil dann und wann durchschimmert, dass selbst in der größten Drecksau die Sehnsucht schlummert, ein guter Mensch zu sein.

Drecksau gucken und ein bisschen selber eine sein. Im Kino darf man das.

Drecksau