Der Kommentar

Ehrenamt als Lebenskunst

17.05.2017

Von Elena Stegmann

Willst du froh und

glücklich leben,

lass kein Ehrenamt dir geben“, dichtete einst Wilhelm Busch. „Wieviel Mühen, Sorgen, Plagen, wieviel Ärger musst du tragen; gibst viel Geld aus, opferst Zeit – und der Lohn? Undankbarkeit!“

Der Reim, den sich der Humorist vor mehr als 100 Jahren auf die brotlose Lebenskunst des Ehrenamtes gemacht hat, beschreibt auch den aktuellen Frust in der hiesigen Vereinslandschaft: Das unentgeltliche Engagement von Schiedsrichtern, Chorleitern oder Flüchtlingshelfern wird nur selten honoriert.

Mit Ehrennadeln für langjährige Mitglieder bemühen sich Vereine um eine Anerkennungskultur. Und der SV Neustetten hat sich nach kontroverser Diskussion endlich dazu durchgerungen, seinen Trainern eine Aufwandsentschädigung zu bezahlen. Keine Angst: Damit verkommt das Ehrenamt nicht zum lukrativen Nebenjob. Denn die Entschädigung für Ehrenamtliche, die der Gesetzgeber bis zu gewissen Grenzen von der Steuer befreit hat, ist nicht mehr als eine symbolische Anerkennung. Wer Kohle machen will, nutzt seine Freizeit zur beruflichen Weiterbildung, statt mit Jugendlichen den Salto am Stufenbarren zu üben.

Das Ehrenamt ist der sozi-ale Kitt, der unsere Gesell-schaft zusammenhält. Und gerade Sportvereine machen sich um die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund verdient. Der Dank, den ehrenamtliche Mitarbeiter dafür verdienen, lässt sich nicht in Euro beziffern. Was Übungsleiter oder Schriftführer in den Abendstunden oder an Wochenenden mit viel Spaß und aus Leidenschaft leisten, ist zwar kostenlos, aber keineswegs umsonst. Auch für sie selber nicht. Schüler und Studierende erwerben dabei beispielsweise Kompetenzen, die ihnen später in der Arbeitswelt zugutekommen und mit denen sie bei einer Bewerbung punkten können.