Eltern

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Nah am Alltag inszenierte Tragikomödie über ein Ehepaar, dessen unklassische Rollenverteilung ins Wanken gerät.

09.10.2013

Von Dorothee Hermann

Konrad (Charly Hübner) ist eher der bärige Typ und der geliebte Idealvater seiner beiden Töchter. Sämtliche befreundeten Mütter bewundern ihn und beneiden seine Frau Christine (Christiane Paul). Wenn Konrad einen Kindergeburtstag schmeißt, sind Groß und Klein hingerissen. Da bekommt der seit Jahren pausierende Theatermann auf einmal einen Regie-Antrag angeboten, was die fröhliche häusliche Harmonie wie eine Bombe platzen lässt. Denn das Geld bringt seine Frau nach Hause, die als Ärztin an einem Berliner Krankenhaus nicht so leicht kürzertreten kann.

Erneut beweist Regisseur Robert Thalheim („Am Ende kommen Touristen?, „Netto?) einen Blick für soziale Milieus. Nun ist es eine wohlsituierte Zweikindfamilie in einem sanierten Berliner Gründerzeithaus. Seine Geschlechterkomödie entwickelt sich daher nicht in der dynamischen Phase des Sich-Verliebens, sondern im scheinbar eingespielten Mikrokosmos des Familienlebens. Der gerät durch die unerwartete Rollenverweigerung unter solchen Hochdruck, dass man sich wundert, wie den erwachsenen Beteiligten überhaupt noch Energie für den Beruf bleibt. Auch das neu eintreffende argentinische Au-Pair-Mädchen ist so wenig eine Hilfe, dass man schier nicht bemerkt, wie die rasant in grantig-selbstbezügliche Monaden zerfallende Familie sich in winzigen Nuancen umsortiert.

Wer sich allerdings nicht so dringlich für die überschaubaren Probleme der sogenannten Mitte interessiert, die der Film zum hektischen Ausnahmezustand überspitzt, wird das Geschehen milde amüsiert an sich vorbeiziehen lassen ? und sich vielleicht darüber ärgern, wie selbstverständlich darin ein gentrifiziertes Kreuzberg vorgeführt wird. Die nach einzelnen Wochentagen gegliederten Kapitel wären auch gut als Vorabend-Soap denkbar.

Ein Hausmann schmeißt hin ? wie ein unerwarteter Kater nach dem Kindergeburtstag.

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