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Existenzbedrohende Frostschäden

10.05.2017

Existenzbedrohende Frostschäden

In den Nächten vom 19. zum 20. sowie vom 20. zum 21. April 2017 wurden in Baden-Württemberg flächendeckend Temperaturen im Minusbereich bis zu minus 7 °C gemessen. Das ist die vorläufige Bilanz des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg.

Die Obstbäume standen je nach Region in Vollblüte beziehungsweise waren bereits mit den sich entwickelnden Früchten abgeblüht. Im Strauchbeerenobst waren bei Him- und Brombeeren im Freiland Knospen und erste Blüten zu erkennen, bei Johannis- und Stachelbeeren die ersten kleinen Früchte und die Erdbeeren standen ebenfalls je nach Kulturführung in der Blüte. Massive Frostschäden traten auf an Knospen, Blüten, jungen Früchten sowie Trieben beziehungsweise Ruten. Im Gegensatz zu 2011 betraf der Frost nicht nur verschiedene Regionen und Lagen, sondern trat im gesamten Land massiv schädigend auf. Insgesamt wurden rund 6000 Hektar Obstbau-Fläche in Baden-Württemberg geschädigt.

Das Steinobst mit Kirschen, Zwetschgen sowie Aprikosen und Pfirsichen wurde nach bisherigen Schätzungen fast vollständig vernichtet. Im Kernobstanbau mit Birnen und Äpfeln unterscheiden sich die Angaben je nach Region mit Schädigungen zwischen 80 und 90 beziehungsweise zwischen 90 und 100 Prozent. In den Strauchbeeren ist der Schaden gegenwärtig noch etwas schwieriger abzuschätzen, bewegt sich aber auch je nach Anbau im Freiland oder geschützten Bereich zwischen zehn und fast 100 Prozent. Auch der geschätzte Verlust zwischen null und 100 Prozent bei den Erdbeeren richtet sich nach der Kulturführung im Tunnel, mit oder ohne einfacher oder doppelter Abdeckung, Stroheinlage oder Frostschutzberegnung.

Trotz der zu erwartenden extremen Ernteverluste in den meisten obstbaulichen Kulturen bis zum Totalausfall ist die Gesunderhaltung der Pflanzen nicht zu vernachlässigen.

Der Einsatz von Insektiziden gegen Fruchtschädlinge ist erst wieder zu empfehlen, wenn der Behang und damit der Ertrag und somit die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme abschätzbar ist. Damit ist in den obstbaulichen Kulturen, in denen die Frostschädigung nicht 100 Prozent erreichte, erst frühestens ab Mitte Mai zu rechnen. Auch hat der Frost und damit der Blüten-und Fruchtverlust Konsequenzen für das kommende Jahr. Durch den geringen Behang in diesem Jahr reagieren die Obstbäume durch einen verstärkten Blütenansatz. Als Folge sind dann eher überdurchschnittliche Erträge im Jahr 2018 mit niedrigeren Preisen zu erwarten. fk

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Erstellt:
10.05.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 10.05.2017, 01:00 Uhr

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