Genug gesagt

Genug gesagt

Einfühlsame Independent-Komödie um eine geschiedene Masseurin, die sich in den Ex-Mann ihrer neuen Freundin verliebt.

16.12.2013

Von Dorothee Hermann

Eva (Julia Louis-Dreyfus) hat als Masseurin zwar einen handfesten Job, legt ihren Mitmenschen gegenüber jedoch eine beinahe devote Haltung an den Tag. Die alleinerziehende Mutter mit den wilden dunklen Haaren tritt geschäftsmäßig gut gelaunt auf und beginnt fast jeden Satz mit einem allzu bereiten „okay? ? was Unsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle kaschieren mag oder ein Image als manipulierbares Frauchen transportiert, die alles akzeptiert, was ihr entgegengebracht wird.

In dieser schmiegsamen Maske trifft Eva auf einer Party den gleichfalls geschiedenen Albert (James Gandolfini), der zu dick und gemütlich wirkt, um als Traumkandidat für eine zweite Liebe durchzugehen. Als Beziehungsgeschädigte haben die beiden so viel Misstrauen gespeichert, dass sie beiläufige Glücksmomente beinahe verpassen. Dazu kommt ein besonders fieses Handicap: Eva verschweigt Albert, dass ihre neue Klientin ausgerechnet seine gehasste Exfrau Marianne (Catherine Keener als kühl-souveräne Schriftstellerin) ist.

Was die Beziehungskomödie von Regisseurin Nicole Holofcener („Sex in the City?) über das Läppische hinaus hebt ? selbstverständlich fällt wenigstens einmal der Schlüsselbegriff Cellulitis ? ist das grandiose Spielvermögen des im Juni verstorbenen James Gandolfini („The Sopranos?). An seiner Unbestechlichkeit prallt jede Pose, jede Unaufrichtigkeit ab. Albert mag ein altmodischer Mensch sein, den Verrat wirklich verletzt ? aber niemand würde es wagen, das lächerlich zu finden.

Ihren Geschlechtsgenossinnen macht die Regisseurin mit dieser Komödie kein Kompliment: Sie erscheinen als kleinliche Naturen, die Beziehungen wegen Nichtigkeiten gegen die Wand fahren. Die Ehe von Evas Therapeutinnenfreundin Sarah scheint nur deshalb (noch) zu halten, weil sie sich raffinierterweise nicht auf ihren Mann, sondern auf die Hausangestellte eingeschossen hat. Dass sich das Glück zwischen all dem kleinmütigen Hickhack nicht geschlagen gibt, ist das Wunder dieses Films.

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