Good Morning Karachi

Good Morning Karachi

In dem pakistanischen Spielfilm träumt eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen davon, Model zu werden.

17.11.2013

Von Festivalinfo

Good Morning Karachi

Der Karrieresprung ihrer Filmfigur Rafina zum gefragten Model sei eine reale Chance in Pakistan, sagt die Regisseurin Sabiha Sumar, Gast beim Frauenwelten-Filmfest von Terre des Femmes. "Diese Frauen benutzen ihren Körper als Statement in einer sehr stark männlich dominierten Gesellschaft."

"Good Morning Karachi" heißt der neue Film von Sabiha Sumar. Es ist nicht nur der Name einer (fiktiven) Radiostation, sondern eine Art feministischer Weckruf. Die Protagonistin Rafina verschafft sich gegen den Willen ihrer Mutter und ihres Verlobten einen Job und lernt Englisch. "Englischkenntnisse stehen für soziale Mobilität", sagt die Regisseurin. Wer nur die Landessprache Urdu kann, müsse mit einfachen Jobs vorlieb nehmen.

Die Filmemacherin ist es leid, stereotype Erwartungen zu bedienen. "Man will aus Pakistan nur ganz bestimmte Geschichten hören - über fundamentalistische Islamisten, über Terrorismus", kritisiert Sumar im TAGBLATT-Interview. Ihr Film "Silent Waters" über eine Witwe, die fürchtet, ihr 17-jähriger Sohn könnte sich Fundamentalisten anschließen, gewann 2003 den Goldenen Leoparden beim Filmfest Locarno.

Die Hauptdarstellerin Amna Ilyas aus "Good Morning Karachi" sei als Covergesicht in ganz Pakistan bekannt, sagt Sumar. Ihr biografischer Hintergrund gleiche dem von Rafina im Film: Die Mutter verwitwet, die Lebensverhältnisse sehr bescheiden.

Wieso sie ausgerechnet die ausbeuterische Modebranche verteidige, sei ihr vorgeworfen worden, ärgert sich Sumar. "Man muss den Kontext sehen", findet sie. Mode und Werbung seien Facetten des Wandels, der sich derzeit in Pakistan vollziehe, mit befreienden Karrieremöglichkeiten für Frauen (und Männer). Andererseits weigere sich die Politik, zur Kenntnis zu nehmen, dass Frauen sich nicht länger kontrollieren ließen.

Es gebe Radiostationen wie "Good Morning Karachi" in Pakistan, berichtet Sumar. Der Nachrichtensprecher in ihrem Film begegnet Anschlagswarnungen mit fröhlichem Gleichmut. Nach einem Bombenattentat sei Karachi einen oder zwei Tage wie gelähmt, dann setze die übliche Betriebsamkeit der Acht-Millionen-Stadt wieder ein. Das Land öffne sich.

Das lange Jahre dominierende staatliche Fernsehmonopol sei allein in den Jahren 2003 bis 2009 durch bis zu 50 Privatsender aufgebrochen worden. "Auf einmal waren Redakteure, Regisseure, Moderatoren und Drehbuchautoren gefragt. Leuten, die ehrgeizig waren und etwas werden wollten, öffneten sich Karrierewege in der Filmindustrie", so Sumar. "Die Mittelschicht wächst." Gleichzeitig wollten traditioneller gestimmte Bevölkerungsgruppen gehört werden. Wie sich diese Konflikte entwickeln, sei offen. Ihr Film spielt zur Zeit des Attentats auf die Ex-Premierministerin Benazir Bhutto. "Der Hintergrund sollte politisch sein", meinte die Regisseurin. "Das Leben in Pakistan ist sehr stark von politischen Entscheidungen bestimmt."