Der Kommentar

Gut fürs Bier und ruhigen Schlaf

13.09.2017

Von Martina Fischer

Hopfe zopfe d’Stiel dra lau / wer’s net ka soll’s bleibe lau! – Mit diesem Spruch aus dem Oberen Gäu begann im September die Hopfenernte. Der Hopfenanbau war in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts für manchen Kleinbauern im Gäu eine willkommene Zuerwerbsquelle und man ließ sich von den Brauereien nach „Simmeren“ bezahlen. Simmer wird hergeleitet aus dem althochdeutschen Wort sumbir, was so viel wie Korb bedeutet und ein altes Fruchtmaß war.

Humulus lupulus, wie der Hopfen im Lateinischen heißt, ist eine Kletterstaude und gehört zur Familie der Hanfgewächse. Die vier bis acht Meter hohe Schlingpflanze wächst immer rechts windend und trägt an ihrem Stängel feinste Klimmhaare. Die männlichen Blütenstände bilden rispenartige Trugdolden mit weißlich-grünen Blüten. Kultiviert werden aber nur die weiblichen Pflanzen, deren Fruchtstände zur Würze und Haltbarmachung des Bieres verwendet werden.

Der wirksame Teil der Dolden bildet das sogenannte Hopfenmehl, ein Bitterstoff, der in der Naturheilkunde bei Angstzuständen und Schlaflosigkeit eingesetzt wird. Weiterhin liefert er ätherische Öle, wie das sogenannte Hopfenöl und in den Doldenstielen werden wichtige Gerbstoffe gebildet.

Der Hopfen war bereits bei den Griechen und Römern als Gemüse und Heilmittel bekannt. Bei uns gehört er jedoch zu den jüngeren Kulturpflanzen und wurde erst ab dem 8. Jahrhundert, zuerst in Klöstern, zur Bierbrauerei angebaut. Mönche kamen damals auf die Idee, Hopfen für die Bierzubereitung zu nutzen, denn aus der Beobachtung, dass Hopfenzapfen sehr lange haltbar und gegen Fäulnis resistent waren, schlossen die Ordensbrüder, dass sich die Pflanze auch zur Konservierung eignen müsste, und setzten sie mit Erfolg beim Bierbrauen ein.

Eine alte Bauernregel besagt, dass nach einer guten Hopfenernte im nächsten Jahr auch eine gute Kornernte folgen wird, und wenn in der Staude viele „Hopfenkönige“ oder „Hopfenmännlein“ vorkommen – gemeint sind damit wohl missgebildete blinde Zapfen – so wird der Hopfen gut verkauft werden können. Die Redensart „Bei ihm ist Hopfen und Malz verloren“, die gilt heute noch und meint: „Bei ihm ist alle Mühe vergeblich.“

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Erstellt:
13.09.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 13.09.2017, 01:00 Uhr

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