Hannas Reise

Hannas Reise

Während eines Praktikums in Israel verliebt sich eine überhebliche deutsche Studentin in einen einheimischen Juden.

03.02.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Weil sich „was mit Juden? gut im Lebenslauf macht, entschließt sich die deutsche BWL-Studentin Hanna (Karoline Schuch) lustlos zu einem Praktikum in Israel. Ohne ernsthaftes Interesse an Land und Leuten, geschweige denn an der Geschichte, will sie ein paar Wochen in einem Behindertenheim herunterreißen; selbst das eingeplante Treffen mit einer Holocaust-Überlebenden entspringt karrieristischem Kalkül.

Doch nach und nach bringen die Begegnungen das Selbst- und Weltbild der jungen Frau ins Wanken. Dafür sorgt zunächst ihr einheimischer Tutor Itay (Doron Amit), der Hannas abgeklärten Zynismus mit Deutschenwitzen und sarkastischen Sprüchen („Wie wär?s mit Sühnesex??) kontert. Von der alten Jüdin Gertraud (gespielt von der Grande Dame des israelischen Theaters, Lea Koenig) erfährt sie, dass man sich auch als Spätgeborene nicht so leicht aus der historischen Verstrickung befreien kann. Und nebenher muss sich Hanna noch mit einer Landsfrau, die ihren Judenhass als Solidarität mit den Palästinensern tarnt, auseinandersetzen.

Regisseurin Julia von Heinz gelingt das Kunststück, sämtliche Fallstricke im Verhältnis von Deutschen zu Israelis zu spannen, ohne selbst darüber zu stolpern. Im Sperrfeuer von Verdrängung und Verkrampfung, Schuldkomplex und Gleichgültigkeit sucht und findet ihre Protagonistin einen alternativen Weg des Umgangs: indem sie den anderen schlicht und einfach mit offenem Herzen begegnet.

Dabei kommt der Film ohne erhobenen Zeigefinger aus; der unterhaltsame Rahmen ist vielmehr eine bittersüße Liebesgeschichte mit komödiantischen Schlieren. Wer den Durchblick hat, kann sich eben auch auf vermintem Terrain einen leichten Tonfall erlauben.

Deutscher Karriere-Zombie geht in Israel durch die Schule der Empfindsamkeit.

Hannas Reise