Warum Steine?

Im Schönbuchmuseum in Dettenhausen geht es nicht nur um Wald und Jagd

„Wald“ und „Jagd“ – so heißen zwei der drei Abteilungen, die im Dettenhäuser Schönbuchmuseum gezeigt werden. Die könnten so auch in anderen Orten im Landkreis Tübingen thematisiert werden. Aber wie passt da die dritte Abteilung „Stein“ dazu?

19.10.2016

Im Schönbuchmuseum ist ein Stück vom Kölner Dom zu sehen. Bilder: Thran

Im Schönbuchmuseum ist ein Stück vom Kölner Dom zu sehen. Bilder: Thran

Dettenhausen. Warum sind Steine ein Thema für ein Museum, das mitten im Schönbuch liegt? Die Antwort darauf ist ganz einfach – der Dettenhäuser Stubensandstein ist ein ganz besonderer Stein: Die grobkörnige Variante zum Beispiel war besonders gut für Mühlsteine geeignet. Diese funktionierten so gut, dass die hier behauenen Steine im 18. Jahrhundert bis in die Türkei exportiert wurden.

Damit war dieser Stein fast der einzige Rohstoff im Landkreis Tübingen, der wirtschaftlich genutzt werden konnte.

Auch zum Bauen war der Sandstein aus Dettenhausen bestens geeignet. Die Tübinger Stiftskirche, das Schloss Hohentübingen und das Kloster Bebenhausen sind aus diesem Material errichtet. Und auch noch im 19. Jahrhundert war er ein beliebter Baustoff: Damals errichtete man die meisten Gebäude der Universitätserweiterung an der Tübinger Wilhelmstraße aus Dettenhäuser Stubensandstein.

Und nicht nur die lokalen Baumeister wussten um dessen Qualität: Als man sich im Zuge der Romantik und ihrer Begeisterung für das Mittelalter entschied, den Kölner Dom fertig zu bauen, verwendeten die Baumeister als erstes Steine aus dem Schönbuch. Über die Lieferung dieser Steine spottete der Dichter Heinrich Heine in seinem Werk „Deutschland. Ein Wintermärchen“:

„Er wird nicht vollendet,

der Kölner Dom /

Obgleich die Narren in

Schwaben

Zu seinem Fortbau ein

ganzes Schiff

Voll Steinen gesendet haben.“

Allein auf der 1855 fertig gestellten Südseite wurden viele tausend Kubikmeter Stubensandstein aus Dettenhausen verbaut. Allerdings zeigten sich schon bald die ersten Verwitterungserscheinungen, die sich durch Umweltverschmutzung noch verstärkten, so dass diese Steine wieder entfernt werden mussten. So kommt es, dass heute im Schönbuchmuseum Dettenhausen ein Stück der berühmtesten Kirche Deutschlands, dem Kölner Dom, zu sehen ist.

Das Problem der Verwitterung stellt sich natürlich auf vielen Baustellen. Da man heute möglichst ähnliche Steine für Ergänzungen an historischen Gebäuden nutzt, wurde auf Initiative des Ulmer Münsterbauamt im Schönbuch wieder ein Steinbruch eröffnet.

Das Schönbuchmuseum berichtet aber nicht nur von den Steinen, sondern auch davon, wie die schwere Arbeit in den Steinbrüchen das Dorf und seine Bewohner prägte. Durchdachte Texttafeln erschließen dieses Museum auch ohne Führung. Elke Thran

Geöffnet ist das Museum an Sonn- und Feiertagen von

14 bis 18 Uhr.

Vom 20. Oktober bis 11. November wird hier zusätzlich die Sonderausstellung „Der Erste Weltkrieg in Dettenhausen“ gezeigt.

Die Abteilung „Wald“ im Schönbuchmuseum.

Die Abteilung „Wald“ im Schönbuchmuseum.

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Erstellt:
19.10.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 19.10.2016, 01:00 Uhr

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