Zündender Crossover-Mix

Jamaram macht Dub-Reggae und engagiert sich sozial

Latin-Ska, Afro-Sounds, Dub-Reggae, Dancehall: Gerade erst von einer Kolumbien-Tournee zurückgekehrt, sorgt die im Jahr 2000 gegründete Band Jamaran am 24. Mai im Sudhaus für zielstrebigen Hochdruck. Dort stellt die achtköpfige Münchener Gruppe ihr brandneues Album „Freedom of Screeech“ vor.

24.05.2017

Schlagzeug, Keyboard, Percussion und zwei Bläser gehen mit E-Gitarre, Bass und dem nach vorne preschenden Gesang des Bandgründers Tom Lugo eine zündende Verbindung ein. Bild: Spieß

Schlagzeug, Keyboard, Percussion und zwei Bläser gehen mit E-Gitarre, Bass und dem nach vorne preschenden Gesang des Bandgründers Tom Lugo eine zündende Verbindung ein. Bild: Spieß

Wer mehrere Frauen liebt, wird unter Umständen von allen gehasst. Und wer mehrere Musikstile zusammenzwingt, kann es sich leicht mit den Fans der verschiedenen Szenen verscherzen. Zumal es auch in der Musik ein paar Dinge gibt, die einfach nicht zueinander passen wollen.

Umso erfreulicher, wenn sich trotzdem jemand erfolgreich an einer Synthese versucht. Zum Beispiel in München, wo die Band Jamaram seit 17 Jahren einen überschäumenden Mix aus Reggae, Soul, Funk, Soca, Salsa, Latin und Balkanbeats produziert – in drei verschiedenen Sprachen und mit einer Vielzahl von Instrumenten. Allein schon die Besetzung bürgt für einen vollen Sound. Schlagzeug, Keyboard, Percussion und zwei Bläser gehen da mit E-Gitarre, Bass und dem nach vorne preschenden Gesang des Bandgründers Tom Lugo aus Puerto Rico eine zündende Verbindung ein.

Mal dominieren die beiden Bläser Johannes Beblo (Saxofon) und Daniel Noske (Trompete) das Geschehen auf der Bühne, dann wieder treten die Gitarrensoli von Samy Danger und der Gesang von Tom Lugo in den Vordergrund. Langeweile kommt bei diesem Feuerwerk an Funken sprühender Weltmusik nicht auf, weder vor, noch auf der Bühne. Die acht Musiker, die im Jahr 2000 zusammenfanden und seither elf Alben veröffentlicht haben, rocken live mächtig, doch bei aller zappelig überdrehten Show kontrolliert. Im Stile von Manu Chao hüpfen und stürzen sie über die Bühne, um in den entscheidenden Momenten doch wieder zielgenau auf den Punkt zu kommen.

Schnellere Balkan- und Afrobeat-Passagen wechseln mit schlurfenden Dub-Reggae-Grooves und zündenden Socca-Einlagen im Latinstil. Dazwischen gibt es immer wieder Interaktion mit dem Publikum, sei es durch gemeinsames Grölen, Klatschen und inszenierte La-Ola-Wellen oder indem Fans auf die Bühne geholt werden, um eine durchgeknallte Tanz-Choreographie aufzuführen. Was Jamaram an Ideen und Energie auf Lager hat, das stellt die meisten vergleichbaren Formationen – zumindest aus deutschen Landen – locker in den Schatten.

Kennengelernt haben sich Sänger Tom Lugo und der ehemalige Gitarrist Samuel Hopf in einem Bus, wo sie spontan beschlossen, eine Band zu gründen. Zu Beginn trat die Band noch ohne eigene Songs nur bei Jamsessions auf – daher auch der Bandname – und spielte einfach drauf los. Der erste Erfolg stellte sich dann 2002 durch die Teilnahme am internationalen Newcomerfestival Emergenza ein, bei dem sie im Finale den zweiten Platz belegten. Danach folgten zahlreiche Konzerte und 2004 die Veröffentlichung des ersten Albums „Kalahassi“. Dabei war der interkulturelle Austausch von Anfang an ein großes Anliegen der Band. So tourte Jamaram 2008 auf Einladung des Goethe-Instituts drei Wochen lang durch Uganda und Kenia und 2010 flog die Band nach Brasilien, „um uns neue Inspirationen aus anderen Teilen der Erde zu holen“, wie Sänger Tom Lugo erzählt. Ein weiteres interkulturelles Austauschprojekt folgte 2012, als die Band nach Simbabwe eingeladen wurde, um mehrere Auftritte und Workshops zu geben.

Daraus entstand eine gemeinsame Tour mit mehreren Musikern der lokalen Musikszene Simbabwes. Zudem engagiert sich die Band seit dieser Zeit für diverse südafrikanische Hilfsorganisationen und unterstützt ein offenes Jugendzentrum in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Jürgen Spieß

Jamaram tritt am Mittwoch, 24. Mai, um 21 Uhr im Tübinger Sudhaus auf.

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Erstellt:
24.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2017, 01:00 Uhr

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