Juan Remon und Karl Grüner veranstalten seit elf Jahren das Café Cantante

Musiker kennen keinen Kampf der Kulturen. Ein Instrument spielen bedeutet, sich bei anderen etwas abzugucken – das ist besonders spannend, wenn der Andere aus einem fremden Kulturkreis kommt. Musik ist ein Voneinander-Lernen. Ob Canción popular, Klassik, Bolero oder Tango – Musik ist ein Austausch der Kulturen.

Das zeigt sich exemplarisch bei der vor elf Jahren von Karl Grüner und Juan Remón ins Leben gerufenen Veranstaltung „Café Cantante“. Eine Reihe, die die Vielfalt der verschiedenen Musiktraditionen Spaniens, Italiens, Russlands und Frankreichs widerspiegelt, sich aber auch den Liedern der Sinti und Roma und inländischen Einflüssen widmet. Zur nächsten Ausgabe am kommenden Samstag, 14. Januar, haben Grüner und Remon die Mezzosopranistin Felicitas Brunke, das Tübinger/Reutlinger A-Capella-Quartett Rasselbande und die südkoreanische Pianistin Woojung Jang eingeladen.

Juan Remon und Karl Grüner machen seit 2002 zusammen Musik. Es sind zwei Charaktere, die sich offensichtlich gefunden haben. Der eine, Remon, mit der Lässigkeit seines südländischen Temperaments, der andere, Grüner, mit charmant-schwäbischer Zurückhaltung. Zusammen wirken sie wie ein musikalisches Abbild von Don Camillo & Peppone.

Verschiedene Projekte wie „Canciones Inolvidables“, „Cantos de mi Corazón“ und eben das Café Cantante haben sich daraus entwickelt, geformt aus populären spanischen und lateinamerikanischen Melodien und leidenschaftlichen Bekenntnissen. Die Bereitschaft der beiden, sich einzufühlen in die akustischen Stimmungen, die das alter ego gleich nebenan hervorzaubert, strahlt etwas ganz Besonderes aus. Das ist, als würden zwei Maler mit zartem Pinselstrich Farben auf eine Leinwand bringen, wo jede in der anderen verläuft und sie dadurch erst zum tiefen Leuchten bringen.

Der in Spanien geborene Juan Remon hat erst im Alter von 19 Jahren mit dem Singen begonnen. Davor verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Schauspieler und Ringer. Sport war lange sein zweites Steckenpferd neben der Schauspielerei. Seine Ringerqualitäten brachten Juan Remon sogar bis ins spanische Nationalteam. 1962 gewann er im Federgewicht bis 62 Kilogramm die Silbermedaille bei der gesamtspanischen Meisterschaft. Der sportlich und künstlerisch begabte Junge wuchs im spanischen Cervera del Rio Alhama in La Rioja auf und feierte seine ersten Erfolge als Schauspieler am Teatro Espanol in Madrid. Dort wurde Anfang der 60er Jahre auch seine Stimme entdeckt.

Es folgten ein Gesangsstudium am Conservatorio de Madrid und das Bühnen-Debüt als Tenorsänger am Teatro Alcázar. Im Alter von 24 Jahren verschlug es Remon schließlich nach Deutschland, „der Liebe wegen – und weil ich andere Gesangstechniken erlernen wollte“, erzählt er mit verschmitztem Lächeln. So nahm er in Stuttgart und Mainz zusätzlichen Gesangsunterricht bei Walter Schneider und Jan Tamaru. In der Folge trat er als Konzertsänger auf, absolvierte verschiedene Tourneen durch Europa und andere Länder bis nach China und gewann 1980 den Preis des Bayreuther Stipendiums des Peter-Cornelius-Konservatoriums in Mainz. Daneben arbeitete er in Stuttgart als Sporttherapeut und gründete 1984 in Sindelfingen den Kulturverein „Interkultur“, dem er sich bis heute verbunden fühlt.

Sein wichtigstes Projekt ist allerdings der erfolgreiche Liederabend Café Cantante, bei dem neben den geladenen Gästen auch der spanische Tenorsänger und der Reutlinger Pianist gemeinsam Musik machen. Jürgen Spieß

Das Café Cantante findet wieder am Samstag, 14. Januar, um 20 Uhr im Reutlinger franz.K statt.