Le weekend

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Tragikomödie über ein älteres Ehepaar, das seine beinahe erloschene Liebe in Paris auffrischen will.

13.01.2014

Von Dorothee Hermann

Es ist ein Risiko, nach 30 Jahren noch einmal den eigenen Erinnerungen und Leidenschaften nachzureisen. Statt des Zaubers von einst lauert die Desillusionierung. Genau solche Ambivalenzen mutet „Notting Hill?-Regisseur Roger Michell den beiden Beinahe-Rentnern Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) zu. Zum 30. Hochzeitstag haben die beiden ein Wochenende in Paris gebucht, wie einst in den Flitterwochen.

Nun kraxeln sie kurzatmig steile Pariser Hoteltreppen hinauf oder trippeln mühsam über das unebene Pflaster von Montmartre. Vor ihnen geht ein deutlich älteres Paar, doch dieses, eng umschlungen, bewältigt geschmeidig das unsichere Terrain. Doch der Film belässt es nicht bei solchen einfachen Pointen. Sie rahmen eine in die Jahre gekommene Beziehung, in der abgerechnet wird statt zufrieden zurückzublicken.

In Megs Blick blitzt die Schärfe der Endgültigkeit, vor der der bedächtige Nick als vom Leben abgeschliffen erscheint. Als Philosophieprofessor an einer Provinz-Uni hat er scheinbar viel weniger erreicht, als „seine Helden? von einst (Baudelaire, Sartre, Beckett). Die Biologielehrerin Meg dagegen wirkt agil und bereit, noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Dass sie ebenso frustriert ist wie ihr Mann, dass sie eigene Enttäuschungen auf ihn projiziert, wird sich erst allmählich enthüllen.

Eine Zufallsbegegnung mit dem eitlen Dauerquassler Morgan (Jeff Goldblum) verschärft die wechselseitig enttäuschten Erwartungen. Morgan punktet mit einer schicken Pariser Wohnung und einer gefühlt 50 Jahre jüngeren (neuen) Ehefrau. Doch der alte Kämpe Nick ist nicht zu unterschätzen. Sein skeptischer Blick entlarvt Morgans hohle Prahlereien. In einer Kammer abseits der Party stößt Nick auf den kiffenden Sohn des affektierten Narziss.

Nach einem Drehbuch von Hanif Kureishi („Mein wunderbarer Waschsalon?) ist dieses Paris für Rentner bösartiger und melancholischer als „Notting Hill?. Cineastisch gelingt dem Regisseur nicht nur ein elegantes Zitat von Godards Gangsterfilm „Die Außenseiterbande? (1964), sondern eine hintergründige Re-Etablierung der Stadt der Liebenden.

Folgt augenzwinkernd einem in die Jahre gekommenen Paar durch Paris.

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