Los ilusos

Los ilusos

Spielfilm über einen jungen Filmemacher im Schwebezustand zwischen zwei Projekten - und nebenbei ein Stadtporträt von Madrid.

26.11.2013

Von Dorothee Hermann

Los ilusos

Die Party ist zu Ende. Die Freunde, die sich in einer alten Madrider Bar betrinken, sind so kunstvoll aufgenommen, mit Spiegelungen, Gegenspiegelungen und Glanzeffekten, fast wie auf Manets berühmtem Gemälde „Bar aux Folies-Bergeres?. Die Szenerie bricht sich in vielfachen Lichtreflexen (Kamera: Santiago Racaj), obwohl der 32-jährige Jonás Trueba seinen Film in Schwarz-Weiß gedreht und ausgerechnet Blu-ray als nostalgieaffine Technik entdeckt hat. Es herrscht ein staubigeres, weicheres Licht als zuletzt im spanischen Meisterwerk „Blancanieves?, mit den vielfältigen Grauwerten eines meist winterlichen Madrid ? oder der verwischenden Bilder der Erinnerung.

Die Songlinie der Band, „I?ve found love ? when there was only dust?, gilt auch für den Film, der mit biografischen Fragmenten immer neue Geschichten antestet. Der Protagonist gibt sie vor, der Filmemacher, Freund und Liebende Leon (Francesco Carril), entlang den enttäuschten Hoffnungen der Gegenwart. Durch das Changieren zwischen Fiktion und Doku bleibt offen, ob sie von sich selbst sprechen oder einfach ihre Rolle spielen.

Wie Spielfiguren überqueren die titelgebenden Träumer am Ende der Nacht die weite Plaza Mayor. Von der majestätischen Bühne treten sie ab in die Ungewissheit ihrer Tage; in engen Gassen, wo viele Clubs und Läden verrammelt sind. Der Film ist auch Essay (über das Kino) und Beinahe-Doku einer verlorenen Generation.