Made in Ash

Made in Ash

Slowakisches Drama über den Abstieg einer jungen Fabriknäherin zur Prostituierten.

17.11.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Made in Ash

Kaum angekommen in Asch, der Kleinstadt im nordwestlichen Zipfel der Tschechischen Republik, wird Dorotka auch schon von einem Sextouristen angebaggert. Aber noch kann es sich die junge Slowakin leisten, den Freier abzuwimmeln, denn es gibt Arbeit in der örtlichen, für den Weltmarkt produzierenden Textilfabrik. Dort will Dorotka Geld verdienen, um die in einer ärmlichen Roma-Siedlung zurückgebliebene Familie zu unterstützen. Als die Konjunktur einbricht, ist sie als Ausländerin jedoch die erste, die wieder auf die Straße gesetzt wird.

Um nicht mit leeren Händen heimzukehren, bleibt dem Mädchen nur der Ausweg, im florierenden Sexgewerbe sein Glück zu versuchen. Das scheint zunächst gar nicht so schlimm; ein schmieriger, aber offenbar halbwegsanständiger Deutscher will sie sogar zwecks Heirat mit über die Grenze nehmen. Aber was sind solche Versprechungen wirklich wert?

Der Debütfilm der slowakischen Regisseurin Iveta Grofova ist nicht der erste über globalisierte Armutsprostitution. Anders als die meisten seiner Vorgänger (allen voran „Lilya 4-ever?) setzt er aber nicht auf maximales Mitleid mit dem Opfer (beziehungsweise die Dämonisierung der Täter). Er will auch nicht einen besonders drastischen Fall sexueller Ausbeutung zeigen, sondern die trostlos unspektakuläre Normalität, den eher schleichenden Prozess der Entwürdigung.

Stilistisch mixt Grofova schmucklosen Doku-Realismus ? gedreht wurde an Originalschauplätzen, alle Laiendarsteller haben einschlägige Milieu-Erfahrung ? mit experimentellen Einsprengseln: Animierte Zeichnungen visualisieren Dorotkas romantische Mädchen-Träume, verschwommene Handy-Bilder von Sexpartys deren brutale Zerstörung.

Zeigt nicht den Extrem-, sondern den spröden Normalfall der Armutsprostitution.