Der Kommentar

Monat für Geister und Dämonen

08.11.2017

Von Martina Fischer

Das Jahr ist alt geworden und mit dem jahreselften Monat kommen trübe und kalte Vorwintertage. Dichter Nebel versteckt das Land, und so heißt der November in früheren Kalendern auch Nebelung oder Nebelmond. Nach altem Volksglauben halten sich im Nebel wehende Geister und Dämonen verborgen.

Der Schimmelreiter ist so ein Nebelwesen, das in weißem, fließendem Gewand die Leute ängstigt und in die Irre führt. In Oberschwaben ist es das Nebelfräulein Laura, das sich in weißen Schwaden verbirgt und zur Geisterstunde mit goldenen und silbernen Kugeln spielt. Am Bodensee herrscht das Nebelmännlein. Es wohnt im „Löchle“, einer Stelle des Sees, die niemals zufriert. In stillen Nächten steigt es empor, führt die Schiffsleute an der Nase herum und tut den Weinreben mit seinem kalten Reif weh.

Im Nebel lauert aber nicht nur die Gefahr, im Nebel soll auch die Krankheit hocken und so glaubten Menschen über Jahrhunderte, der Nebel verursache die Pest. Der Volksfantasie standen alle Türen offen: Hängt der Nebel nach einem Regenguss streifig über dem Wald, so sagte man „die Füchse kochen Kaffee und die Hasen backen Kuchen“. Oder man dachte, St. Nikolaus backe „Zelten“, eine Art Früchtebrot für die Weihnachtszeit, und die Hexen waschen Geisterwäsche. In Wirklichkeit entsteht Nebel durch Ausscheidung von Wasserdampf in kleinste Wassertröpfchen, die die Horizontalsicht stark beeinträchtigen. Wird die Sichtbehinderung durch Eiskristalle bewirkt, so spricht man von Eisnebel.

Mag Nebel für müde Wanderer und Autofahrer ein Schrecknis sein, so war die „Nebelkappe“ zu allen Sagenzeiten ein probates Mittel zur Tarnung der Helden, um sich unliebsame Begegnungen vom Hals zu halten. Und ist eine Person „benebelt“, so ist sie im übertragenen Sinne benommen oder betäubt. Ist eine Sache „nebulös“ oder „vernebelt“, so ist sie unklar und nicht mehr greifbar, genauso wie eine „Nacht-und-Nebel-Aktion“ verdunkelt und im Geheimen geschieht.

Nebel erlaubt eine einfache Wetterprophetie: fallendem Nebel folgt schönes Wetter, doch steigt er auf, so bringt er Regen.