Komplett kostenlos

Naturkundemuseum mit spannendem Programm

Am morgigen Donnerstag wird im Reutlinger Naturkundemuseum wiederum die begehrte Fotoausstellung „Wildlife Photographer of the Year“ eröffnet. Der TAGBLATT ANZEIGER sprach mit der Leiterin des Museums, Dr. Barbara Karwatzki.

15.11.2017

Biologin Barbara Karwatzki mag ihren Beruf. Bild: Böhm

Biologin Barbara Karwatzki mag ihren Beruf. Bild: Böhm

Es könnte Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart sein. Aber es ist das Naturkundemuseum Reutlingen, in dem bereits seit 2005 regelmäßig die heißbegehrte Foto-Ausstellung „Wildlife Photographer of the Year“ gezeigt wird. Auch über den Jahreswechsel 2017/2018 werden die 100 preisgekrönten Aufnahmen der besten Naturfotografen der Welt wieder in Reutlingen zu sehen sein.

TAGBLATT ANZEIGER:
Wie haben Sie es geschafft,
die Ausstellung nach Reutlingen zu holen?

Barbara Karwatzki: Man hat mich einfach gefragt, ob ich die Ausstellung haben möchte. Ich bin in der Museumswelt gut vernetzt, und als ich 1998 nach Reutlingen kam, habe ich unsere Arbeit bekannt gemacht, beispielsweise auf Fachtagungen immer wieder darüber berichtet.

Was ist das Besondere an der Wildlife-Fotoausstellung?

Der jährlich ausgeschriebene Wettbewerb ist der größte und renommierteste für Naturfotografie weltweit mit 40- bis 50 000 Einsendungen von Profi- und Hobbyfotografen. Prämiert wird in verschiedenen Kategorien, beispielsweise „Verhalten Säugetiere“, „Verhalten Amphibien“, „Reich der Pflanzen“, „Natur in der Stadt“ oder „Unterwasserwelten“. Die Ausstellung zeigt die Fotos der Sieger. Premiere ist immer in London, danach wird die Ausstellung auf Reise geschickt. In Deutschland sind außer Reutlingen in diesem Jahr noch München, Münster und Bollewick Ausstellungsorte.

Wie wird die Ausstellung vom Publikum aufgenommen?

Die Ausstellung ist ein Renner, es wird viel danach gefragt. Viele kaufen auch die Bildbände, die jedes Jahr dazu herauskommen. Dort ist jedes Foto mit seinen Aufnahmedaten abgebildet. Das ist für Fotografen sehr interessant. Dazu kommt ein kleiner Text, der Hintergründe erläutert, wie das Foto entstanden ist. Häufig kann man erst dadurch richtig erfassen, welche Leistung der Urheber durch Beobachten, Recherche und manchmal wochenlange Geduld erbracht hat. Glück gehört natürlich auch immer dazu.

Wie ist es möglich, dass trotz
so hochrangiger Events der Museumsbesuch kostenlos ist?

Wir erzielen unsere Einnahmen über Shopverkäufe und Spenden. Zum Wildlife Photographer gibt es zum Beispiel neben dem Bildband noch eine Fülle von Artikeln wie Postkarten oder Magnete. Besucher nehmen solche Souvenirs gerne mit. Über diese Verkäufe und Spenden trägt sich die Ausstellung mittlerweile selbst. Da sie über die Feiertage stattfindet, gehen viele Reutlinger gerne mit ihrem Weihnachtsbesuch dorthin. Es hat sich bei anderen Museen gezeigt, dass selbst bei einem geringen Eintrittsgeld sofort ein Besuchereinbruch von 50 bis 60 Prozent zu verzeichnen ist.

Haben Sie selbst auch diese Erfahrung gemacht?

Ja, wir haben es vor einigen Jahren mit Eintrittsgeld versucht. Der Museumsbesuch ist daraufhin regelrecht eingebrochen. Wer Eintritt bezahlen muss, kauft weniger und spendet oft auch nichts. Normalerweise haben wir viele Scheine, oft auch größere, in der Spendenbox. Auf einen Nenner gebracht, heißt das: Mit Eintrittsgeldern machen wir Minus. Und ohne sie hat wirklich jeder Zugang.

Was gibt es in Ihrem Museum noch zu sehen und zu erleben?

Die Dauerausstellung zeigt auf drei Ebenen die Naturgeschichte der Erde, des Lebens und der Region. Im Erdgeschoss sind Minerale und die geologischen Besonderheiten der Schwäbischen Alb zu sehen. Es gibt großartige Fossilien zu bestaunen. Im zweiten Geschoss geht es um heimische Lebensräume wie Streuobstwiesen und alte Obstsorten oder die Wacholderheiden der Alb mit ihren typischen Tieren und Pflanzen. Vier bis fünf Mal im Jahr zeigen wir Wechselausstellungen. Hinzu kommen Vorträge von renommierten Experten, Führungen, Exkursionen und museumspädagogische Programme. Die liegen zeitlich so, dass die Eltern einkaufen können, während ihre Kinder bei uns Spannendes wie die Beschäftigung mit Meteoriten oder dem Vogelflug erleben. So ein Gesamtpaket, das komplett kostenlos ist, ist deutschlandweit tatsächlich selten.

Wo liegen Ihre Vorlieben?

Ich bin Biologin, finde aber auch Geologie sehr spannend. Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man sich intensiv mit anderen Fachbereichen beschäftigen kann. Zurzeit arbeiten wir daran, den Bereich „Heimliche Untermieter – Allerlei Getier zwischen Keller und Dach“ weiter zu ergänzen. Im Frühjahr war es toll, in einer großangelegten Aktion zusammen mit dem Reutlinger Stadtmarketing die Welt der Insekten zu thematisieren.

Interview: Gabriele Böhm

Die Ausstellung „Wildlife Photographer of the Year“ ist von Freitag, 17. November, bis zum 28. Januar 2018 zu sehen.

Zum Artikel

Erstellt:
15.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 15.11.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen