Nicht mein Tag

Nicht mein Tag

Als Opfer einer Geiselnahme entdeckt ein biederer Bankangestellter die Chance zum Ausbruch aus seinem eingefahrenen Leben.

13.01.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Der Filmtitel führt ein bisschen in die Irre. Denn erstens erstreckt sich die Geschichte über 72 Stunden, und zweitens ergeht es der Hauptfigur in diesen drei Tagen so schlecht nicht. Am Anfang ist dieser Till (Axel Stein) ein mausgrauer Bankangestellter, der seinen Kunden mit gefrorenem Lächeln Kredite auf- oder abschwatzt. Auch seine Ehe mit der nörgeligen Miriam (Anna Maria Mühe) hat ihre besten Tage hinter sich. Insgeheim träumt der Spießer vom Leben auf der Überholspur, das in Gestalt des Kleinganoven Nappo (Moritz Bleibtreu) prompt in seinen Alltag platzt ? wenn auch etwas rabiater als erhofft.

Nach einem Überfall auf die Provinz-Sparkasse nimmt der ungehobelte Ex-Knacki Till als Geisel. Auf der Flucht vor der Polizei erkennt das Opfer nach und nach das befreiende Potenzial der Situation, gedeiht vom Jammerlappen zum nervenstarken Sympathisanten seines Entführers und entfaltet zügig eigene kriminelle Energie.

Diese Proll-Variante einer Emanzipationskomödie beginnt ganz vorzüglich. Die Verwandlung des Biedermanns zum Desperado flankiert ein Sperrfeuer an Gags auf für deutschen Kino-Mainstream erstaunlich hohem schauspielerischen und inszenatorischen Niveau ? wenn etwa Till am Telefon seelenruhig mit seiner Gattin debattiert („Vergiss nicht das Klopapier und die Gurke?), während im Hintergrund Nappo seinen Bankraub herunterspult.

Hintenraus, wenn alles wieder ins Lot kommen muss, gehen Regisseur und Autor Peter Thorwart („Bang Boom Bang?) jedoch massiv die Ideen aus. Der Humor wird immer grobschlächtiger, die Action immer ungelenker, und das Drehbuch hangelt sich von einem Genre-Klischee zum nächsten. Statt habhafter Nebenfiguren gibt es im Dutzend überflüssige Gastauftritte deutscher Showbiz-Prominenz, die den betrüblichen Absturz des Films von der vergnüglichen Derb- zur lahmen Plumpkomödie noch beschleunigen.

45 Minuten Comedy-Power sind zu wenig, um in Göhtes Fußstapfen zu treten.

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