Mit Drohnen wohnen

Ruth Springer hält Bienen auf dem Balkon

Bienenvölker leben gewöhnlich auf dem Land. Doch Ruth Springer gehört zu den urbanen Imkern. Auf ihrem Balkon im zweiten Obergeschoss eines Tübinger Wohnblocks mit 24 Partien bietet sie den Insekten ein Domizil in einer Holzkiste an (siehe auch den Kommentar auf Seite 2).

17.08.2016

Ruth Springer hält Bienen auf dem Balkon

Tübingen. Ruth Springer mag Honig und schwärmt für Bienen. Weshalb die 49-jährige Tübingerin auf ihrem Balkon zwischen Cosmea-Blüten, Elefantenfuß und Wildem Salbei eine Bienenkiste aufgebaut hat. Die flache Holzkiste, die einen Meter lang und etwa 40 Zentimeter breit ist, hat sie sich als Bausatz schicken lassen und selbst zusammen geschraubt sowie mit Leinöl lasiert. Vorher hat die Tiefpflegerin, die am Uniklinikum arbeitet, Seminare zur Imkerei besucht und die einschlägige Fachliteratur studiert.

Im Frühjahr hat Springer einen zwei Kilo schweren Ableger eines Bienenvolkes von einer Imkerin aus Hirschau in ihrer Kiste angesiedelt. „Die Nachbarn haben nichts gegen mein Hobby“, freut sich Springer. „Das ist nicht immer so“, räumt die Imkerin ein. „In Berlin beispielsweise haben viele Menschen große Angst vor den Bienen der urbanen Imker.“ Die Furcht vor den Stacheln der Insekten sei jedoch unbegründet, betont Springer. Zumal ihre Carnica-Biene als sanftmütige Rasse gilt. „Ich selbst bin erst zweimal gestochen worden, als ich die Tiere mit Zuckerwasser gefüttert habe“, erzählt sie. Trotzdem trägt Springer meist den Imkerschleier, wenn sie die Kiste öffnet - etwa, um die Varroamilbe mit Ameisensäure zu bekämpfen. Auch der Rauch aus ihrem Smoker hält die Bienen auf Distanz.

Springers Bienen scheinen sich auf ihrem Balkon wohl zu fühlen. „Bienen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa sechs Wochen“, erklärt Ruth Springer. „Doch meine sind schon mindestens doppelt so alt.“ Allerdings kann die Hobby-Imkerin dieses Jahr noch keinen eigenen Honig genießen. Denn der wenige Honig, der von ihren Arbeiterinnen bisher produziert wurde, wird von den Bienen selbst verzehrt.

Die Produktion großer Honigmengen für den Markt ist nicht die Intention der urbanen Imker, denen es um eine „wesensgemäße Bienenhaltung“ ohne industriell vorgefertigte Wachsplatten geht. „Und ich freue mich, wenn ich ein bisschen Honig für meinen Eigenbedarf ernten kann“, sagt Springer. „Vielleicht funktioniert das im nächsten Jahr.“

Auch mit dem Nachwuchs hat es diesen Sommer nicht geklappt. Möglicherweise war die Königin zu alt, um von den Drohnen begattet zu werden. Und eine neue Königin, die sich Springer besorgt hatte, wurde von den Bienen getötet. Im Frühjahr will Ruth Springer noch einmal versuchen, eine Brut aufzuziehen. „Denn Bienen sind faszinierend.“Stefan Zibulla

Infos zur urbanen Imkerei gibt es unter www.bienenkiste.de

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Erstellt:
17.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 17.08.2016, 01:00 Uhr

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