Sein letztes Rennen

Sein letztes Rennen

Didi Hallervorden spielt einen Ex-Marathonläufer im Altersheim, der nach dem Tod seiner Frau nochmals die Laufschuhe schnürt.

07.10.2013

Von Dorothee Hermann

Er gilt als Mann fürs Lustige. Nun gibt Dieter (Didi) Hallervorden den fast vergessenen Ex-Olympiasieger und Marathon-Veteranen Paul Averhoff. Der Schalk blitzt dem 78-Jährigen dabei nur sehr sparsam aus den Augen. Die Schicksalsschläge, die er aushalten muss, sind einfach zu herbe für leichtgängige Pointen.

Weil seine geliebte Frau Margot (die wunderbare Tatja Seibt) immer häufiger auf unerklärliche Weise stürzt, müssen die beiden ihr unglaublich gemütliches Haus mit Garten gegen ein steriles Altenheim eintauschen. Dort vergeht der Tag mit dümmlichen Pseudobeschäftigungen, bis Paul beschließt, wieder zu trainieren. Dass jemand nicht nur in den Heimpark hinausblickt, sondern dort seine Runden dreht, ist genug, um die starren Abläufe samt den resignierten Insassen in Aufruhr zu versetzen. Bemerkenswert ist, dass Regisseur Kilian Riedhof die Bewohner nicht schönt, und auch befremdliche Aussetzer (der nachlassenden Körperbeherrschung geschuldet) nicht ausblendet. Pauls Absicht, beim nächsten Berlin-Marathon mitzuhalten, wirkt dagegen umso vermessener.

Nebenbei zeigt der Film auch, wie zwei Liebende, die fast ihr ganzes Leben miteinander teilten, voneinander Abschied nehmen. Da legt der Kabarettist und Spaßmacher eine anrührende Nachdenklichkeit an den Tag. Sie ist das emotionale Gegengewicht zum Draufgängeranteil, den der Sport noch im Alter hervorkitzelt.

Ach ja, es gibt auch noch die gestresste Tochter Birgit (Heike Makatsch), die als Stewardess durch die Welt jettet und beinahe dem Sicherheitsfetischismus der Altenheimbürokratie aufsitzt. Das zuckersüße Ende hat der Film mit dem ungeschönten Blick auf die letzte Lebensphase nicht verdient.

Gibt dem Marathon-Hype einen ungewöhnlichen Dreh, aber mehr Soap als Kino.

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