tagblatt.deLieder über die Liebe, das Leben und alkoholische Getränke
Shantel & Bucovina Club Orkestar kommen am 17. August nach Tübingen
Sie sind ausgefuchste Feierbiester und verstehen es, mit ihrem Mix aus treibenden Balkansounds jeden Konzertsaal in eine Party-Hochburg zu verwandeln. Am 17. August stürmt der Frankfurter DJ Shantel und sein Bucovina Club Orkestar die Sudhaus-Waldbühne.
Shantel heißt bürgerlich Stefan Hantel und spielt Balkansound seit 16 Jahren. Damals war er in die Heimatstadt seiner Großeltern gereist. Bild: Jürgen Spieß
Hotjazzige Bigbandklänge, fröhliche Partykracher, überschäumender Klezmer: Shantel und sein Bucovina Club Orkestar können alles. Shantel heißt eigentlich Stefan Hantel, hat seinen Wohnsitz mal in Frankfurt, mal in Tel Aviv und zielt auf ein Image, das auf eine neue musikalische Weltoffenheit baut, die über die bisherige Existenz als facettenreicher DJ weit hinausweist.
Die Hochzeitsmusik der Roma, der berauschende Kulturenmix der Bukovina – dafür begann sich Shantel vor etwa 16 Jahren intensiv zu interessieren. Der Grund? Der Frankfurter Musikproduzent und DJ unternahm 2001 eine Reise in die Heimatstadt seiner Großeltern, nach Czernowitz, das seit 1991 zur Ukraine gehört. Seitdem begeistert er sich für osteuropäische Kulturen und Musik und ließ diese auch zunehmend in sein musikalisches Schaffen als DJ und Produzent einfließen. 2002 ließ er sein 1998 gegründetes Musiklabel Essay Recordings wieder aufleben und veröffentlichte seine erste CD-Compilation mit dem Titel „Bucovina Club“.
Das Album mit südosteuropäischer Folklore, serbischer Blasmusik, Dancebeats, Polka, Ska, Elektropop, Sixties-Rock‘n‘Roll und Funk verkaufte sich nicht nur hervorragend, es wurde auch für diverse Film-Soundtracks und Werbespots herangezogen. Selbst Sacha Baron Cohen verwendete ein Stück für seinen Kino-Welterfolg „Borat“ aus dem Jahr 2007. Der Hype um das Album veranlasste Shantel im selben Jahr, das Bucovina Club Orkestar zu gründen. Wer kann lauter, wer kann schneller: So lautet seitdem das Motto, wenn Shantel und sein sechsköpfiges Balkan-Orchester live zur Partizani-Party laden.
Seit zehn Jahren begeistert er mit Hymnen wie „Bucovina“, „Disko Partizani“, „Disko Boy“ oder „Citizen of Planet Paprika“ sein feierwütiges Publikum in ganz Europa. Dem „Spiegel“ hat er einmal sein Erfolgsgeheimnis wie folgt erklärt: „Hier treffen Anarchie und Romantik zusammen, so einfach ist das“. Im Gegensatz zu hiesigen Musikanten wird hier das Derbe, Ursprüngliche bis zum Exzess zelebriert. Die sechs Musiker, eine Co-Sängerin und Shantel selbst verkörpern mit ihrer Musik das neue Selbstbewusstsein der Balkanländer. Denn dort zeichnet sich seit Jahren eine Tendenz ab, die unzähligen Musikgruppen Erfolge im internationalen Musikgeschehen beschert hat.
Aufbruchstimmung herrscht dort im Rock-, Dancehall- und Jazzbereich und hievt Bands wie Shantel und sein Bucovina Club Orkestar bis auf die vorderen Plätze der europäischen Charts. Die Songs kennen zwar die wenigsten, trotzdem singt man mit, was bei der discohaften Schlichtheit der meisten Stücke auch nicht schwer fällt. Immerhin erahnt man so die dahinter liegenden Geschichten – um Liebe geht es, um das Leben und alkoholische Getränke. Schlecht dran ist nur derjenige, der mit all dem nicht vertraut ist. Der kann sich dann unter Umständen wie jemand fühlen, der zufällig auf eine ausschweifende Hochzeitsfeier geraten ist und nun von schwitzenden Menschen umringt wird, die ihre Freude mit ihm teilen wollen.
Disco-Partizani – im besten Sinne ist das Weltmusik, die zum Ausflippen einlädt und weniger zum genauen Zuhören. Wer nicht magenkrank ist, kann sich also auf Shantel & das Bucovina Club Orkestar getrost einlassen. Jürgen Spieß
Shantel & Bucovina Club Orkestar sind am Donnerstag, 17. August, um 20 Uhr auf der Sudhaus-Waldbühne.
