Short Term 12

Short Term 12

Spielfilm über eine Sozialarbeiterin, die bei der Arbeit mit Jugendlichen mit ihrem persönlichen Trauma konfrontiert wird.

14.11.2013

Von Dorothee Hermann

Short Term 12

Der Alarm geht plötzlich los. Dann rennt der rothaarige Sammy schreiend über das Grundstück, und die Sozialarbeiter hechten hinterher. Grace (Brie Larson) arbeitet in einem Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Binnen Minuten kann sie jede Situation so verändern, dass alle Beteiligten wieder zur Besinnung kommen. Wenn sie dem panischen Sammy sagt, "wir möchten dich nur deeskalieren", klingt das nicht wie eine therapeutische Beschwichtigung, sondern als würde sie Anteil nehmen. Wenn sie dem Jungen den Arm um die Schulter legt, ist es nicht nur, um ihn zu fixieren.

Grace ist die Stütze des Teams. Nur an Marcus, der seinen 18. Geburtstag fürchtet, weil er das Heim dann verlassen muss, kommt auch sie nicht heran. Der Junge sieht so verloren aus, als könne er nie mehr an etwas Freude haben. Als er sich wunschgemäß die Haare abrasieren lässt und einfach großartig damit aussieht, traut er sich kaum, in den Spiegel zu schauen.

Wie verletzlich Grace ist, ahnt nur ihr Freund und Kollege Mason. Als die junge Jayden in die Gruppe aufgenommen wird, identifiziert sich Grace immer stärker mit dem unnahbaren Mädchen. Verliert sie ihre professionelle Distanz oder ist sie auf der richtigen Spur? Der anrührende Indie-Film von US-Regisseur Destin Daniel Cretton wurde beim Festival in Locarno mehrfach ausgezeichnet.

Einfühlsamer Blick auf verhaltensauffällige Jugendliche - und die Ängste ihrer Betreuer.