Wie ein Absteiger

Tübinger Tigers rutschen immer tiefer in die Krise

Die Tübinger Tigers leisten beim 68:76 (38:32) gegen Jena einen Offenbarungseid. Immer lautstarker fordern die Fans die Entlassung von Trainer Tyron McCoy.

25.01.2017

Tübinger Tigers rutschen immer tiefer in die Krise

Eigentlich war alles angerichtet: Nach seinem Handbruch im Hinspiel kehrte Barry Stewart zurück in den Tigers-Kader und versenkte zum Abschluss des ersten Viertels den Buzzerbeater fast von der Mittellinie zur 21:17-Führung. Die Tigers spielten gut weiter, nach 25 Minuten lagen sie mit zehn Punkten vorne. Dann stellte Jena auf eine Zonenverteidigung um und ließ die Tigers damit wie eine Schülermannschaft aussehen.

Außer verzweifelten, aber kaum erfolgreichen Versuchen aus der Distanz zerschellten die Tübinger Angriffe an der Verteidigung. Im dritten Viertel gelangen den Tigers gerade einmal acht Punkte. „Es gibt keine Worte dafür, wie schlecht wir in der zweiten Hälfte waren“, sagte Tigers-Guard Davion Berry. Kein Wunder, dass viele Fans vorzeitig aus der Paul-Horn-Arena gingen und sogar „McCoy raus“-Rufe zu vernehmen waren – zum ersten Mal in dieser Saison. Doch die Leistung der Tigers war der Tiefpunkt, sie führte zur neunten Niederlage in Serie.

Wie geht’s jetzt weiter? Für die Tigers sportlich am kommenden Sonntag (15.30 Uhr), am Sonntag darauf kommt Rasta Vechta zum Duell des Vorletzten gegen den Drittletzten. Bekommt McCoy da sein Endspiel? „Natürlich ist der Trainer verantwortlich“, sagte Manager Robert Wintermantel nach der Jena-Pleite. „Aber ich sehe auch die Spieler in der Pflicht, da muss sich jeder hinterfragen, gerade unsere Stars.“ Gemeint haben dürfte Wintermantel damit vor allem Jared Jordan: Der Spielmacher verteilte zwar elf Vorlagen, blieb aber ohne jeden eigenen Punkt.

Gut möglich, dass McCoy das Vechta-Spiel noch bekommt – unabhängig vom Ausgang des Spiels in Frankfurt. Denn: Vechta spielt am kommenden Wochenende gegen Bamberg und wird aller Voraussicht nach mit mindestens vier Punkten weniger als die Tigers in der Paul-Horn-Arena aufschlagen. Sportlich ist eine erneute Chance für McCoy nur schwer nachzuvollziehen, schließlich stehen die Tigers bei acht Niederlagen Serie – das hat es noch nie in der Tübinger Bundesliga-Historie gegeben. Und die Hilflosigkeit gegen Jena war eklatant.

Für McCoy spricht, dass die Spieler auf seiner Seite sind. Das sagten sowohl Isaiah Philmore als auch Barry Stewart nach der Jena-Niederlage. Kandidaten für eine mögliche Ablösung gäbe es: Ingo Freyer beispielsweise, einst Nationalspieler, und fast zehn Jahre Trainer bei Phoenix Hagen, wo der Spielbetrieb während der laufenden Saison eingestellt wurde. Der 46-Jährige kennt die Liga, kennt den Abstiegskampf, er steht für spektakulären und schnellen Basketball. Und Freyer wäre einer, der auch für die Fans eine Identifikationsfigur darstellen würde. Mike Taylor, einst in Ulm, hat auch Beziehungen nach Tübingen. Oder Israeli Muli Katzurin, der schon Berlin, Frankfurt und Bremerhaven trainierte. Möglich wären auch interne Lösungen: Eine Beförderung von Co-Trainer Aleksandar Nadjfeji – oder gar eine Rückkehr von Igor Perovic.

Wintermantel ist nicht bekannt für Schnellschüsse. Noch scheint McCoy eine Chance zu bekommen, doch die Uhr tickt gegen den Trainer. Die Spieler müssen zeigen, dass sie anders ticken. Moritz Hagemann

Robert Wintermantel muss nun die Tigers wieder in ruhige Fahrwasser führen.Montage: Ulmer/Uhland 2

Robert Wintermantel muss nun die Tigers wieder in ruhige Fahrwasser führen. Montage: Ulmer/Uhland 2

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Erstellt:
25.01.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 25.01.2017, 01:00 Uhr

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