Violette

Violette

Spielfilm über die Künstlerfreundschaft zwischen Violette Leduc (Emmanuelle Devos) und Simone de Beauvoir (Sandrine Kiberlain).

28.10.2013

Von Thomas Volkmann

Schon einmal hat der 1957 in Brest geborene Regisseur und Schauspieler Martin Provost mit dem Porträt (einer hierzulande) nahezu unbekannten Künstlerin einen Coup gelandet. Sieben Césars kassierte sein 2008 entstandener und damals auch bei den Französischen Filmtagen vorgestellter Spielfilm "Séraphine" mit der grandiosen Yolande Moreau in der Rolle der Malerin Séraphine Senlis.

In "Violette", der Geschichte der von Simone de Beauvoir geförderten Schriftstellerin Violette Leduc, sind es nun gleich zwei große Darstellerinnen, die dazu einladen, eine Autorin zu entdecken, die anfangs übersehen, später dann aber zumindest in Frankreich regelrecht vergöttert wurde. Den schriftstellerischen Durchbruch erlebt Leduc erst 18 Jahre nach ihrem Debüt, 1965 mit dem autobiografischen Roman "Die Bastardin". 56 Jahre ist sie da schon alt.

Emmanuelle Devos spielt diese störrische und eigensinnige, manchmal auch zu verbaler Aggressivität neigende Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Verlassen von ihrem homosexuellen Ehemann, ist sie kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Paris fasziniert von einem Buch Beauvoirs und sucht, auf schüchtern verstohlene Weise, den Kontakt zu ihr. Die damals führende französische Intellektuelle und Feministin ermutigt die vorerst noch auf dem Tauschmarkt handelnde Violette (einmal schenkt sie Beauvoir Foie Gras und Camembert), ihre Gefühle zu Papier zu bringen, stellt den Kontakt zu Größen wie Albert Camus, Jean Genet und Jean-Paul Sartre her. Dass Beauvoir (Sandrine Kiberlain) Leduc nicht als ihre Freundin bezeichnet, sondern als "eine Aufgabe", die es um der Literatur willen zu fördern gilt, empfindet diese jedoch als große Enttäuschung.

Provost hat seinen Film in sieben Kapitel eingeteilt, benannt nach den Personen oder Orten, die im Leben der 1972 in der Provence verstorbenen Leduc eine wichtige Rolle gespielt haben. Der tristen Nachkriegszeit und dem Gemüt der Titelheldin entsprechend, sind die Szenen nur spärlich ausgeleuchtet, der Schatten auf dem Herzen dieser sich stets minderwertig und ungeliebt fühlenden, trotzdem aber von Poesie und Leidenschaft erfüllten Frau ist stets spürbar. Die Filmmusik von Arvo Pärt unterstreicht diese Stimmung exzellent. Am Schluss scheint dann aber doch noch die provencalische Sonne am Himmel.

Stimmiges Porträt einer Außenseiter-Autorin auf der Suche nach Liebe und Anerkennung.

Violette