Für die Gesundheit in der Einen Welt

Von der Weltapotheke zur Pharmazeutischen Entwicklungszusammenarbeit

Nach 40 Jahren im Dienst des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen ging Albert Petersen, Leiter der Difäm-Fachstelle für Pharmazeutische Entwicklungszusammenarbeit, Ende November in den Ruhestand.

06.12.2017

So wurden vor 30 Jahren Arzneimittel von Tübingen aus in die ganze Welt verschickt. Bilder: Difäm

So wurden vor 30 Jahren Arzneimittel von Tübingen aus in die ganze Welt verschickt. Bilder: Difäm

Am 1. April 1977 begann Albert Petersen im Difäm, zunächst als Verantwortlicher für das Medikamentenlager des Difäm. Kurz darauf wurde er zum Leiter der Arzneimittelhilfe ernannt. „Damals galt es, bis zu zehn Zivildienstleistende bei der Sortierung umfangreicher Medikamentenspenden zu koordinieren und zu betreuen“, erinnert sich Albert Petersen. „Brauchbares wurde in Holzkisten oder Kartons verpackt und an kirchliche Krankenhäuser und Partnerorganisationen weltweit geschickt.“ Doch bald wurde das im Jahr 1977 durch die Weltgesundheitsorganisation entwickelte Konzept der unentbehrlichen Medikamente übernommen, mit dem sich die dringlichsten Bedürfnisse einer Bevölkerung zur medizinischen Versorgung befriedigen lassen. Die Liste der essentiellen Medikamente wurde zur Grundlage aller Aktivitäten der Arzneimittelhilfe und führte letztlich dazu, dass das Sammeln von Medikamentenspenden eingestellt wurde. Unterstützt und beraten wurden zunehmend lokale kirchliche Beschaffungsstellen, um die Versorgung mit Medikamenten vor Ort zu organisieren.

In vielen Ländern konnten kirchliche Zentralapotheken aufgebaut werden, die selbst Medikamente beschaffen. „Wir können heute beispielsweise von Nairobi aus Medikamente für Partner im Tschad auf den Weg bringen“, sagt der gelernte Pharmazeutisch-technische Assistent. Capacity Building, also der Aufbau von Strukturen und Ressourcen vor Ort, wurde immer wichtiger. „Wir beraten und unterstützen unsere Partner beispielsweise darin, Arzneimittel vor Ort auf ihre Qualität hin zu testen und die pharmazeutische Kompetenz in den Gesundheitseinrichtungen durch die Aus- und Weiterbildung lokaler Fachkräfte zu steigern.“

Auch neue Aufgabenfelder kamen hinzu, wie die Beschaffung von Zytostatika für Einrichtungen in Tansania oder die Schulung von Fachkräften in der sicheren Verwendung dieser Präparate. Dabei arbeitet das Difäm eng mit den christlichen Gesundheitsnetzwerken einzelner Länder zusammen. „Viele Menschen haben mich auf meinem Weg begleitet. Ich hatte das Glück, auf Projektreisen und im Rahmen meiner Aktivitäten viele sehr erfahrene und kompetente Partner vor allem in Afrika persönlich kennen und schätzen lernen zu dürfen. Ich habe immer versucht, ihre Situation zu verstehen, im Land, in der Organisation und als Person an sich. Nur so kann man Partner richtig begleiten und läuft nicht Gefahr, ihnen am Schreibtisch in Deutschland entwickelte Konzepte überzustülpen.“

Zudem galt es, die Erfahrungen und Herausforderungen der Partner in der nationalen und internationalen Politik hörbar zu machen und sich für strukturelle Veränderungen in den Ländern einzusetzen. „Diese Advocacy-Arbeit ist weiterhin notwendig, damit mittel- und langfristig die Verfügbarkeit von Medikamenten stabilisiert wird“, so Albert Petersen. „Wir versuchen, den Druck gegenüber der Pharma-Industrie aufrechtzuerhalten, um Verstöße gegen die ethische Vermarktung im Blick auf die Ärmsten der Armen anzuprangern.“ TA

Von der Weltapotheke zur Pharmazeutischen Entwicklungszusammenarbeit

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06.12.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 06.12.2017, 01:00 Uhr

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