Workers

Workers

Ambitioniertes Sozialdrama aus Mexiko um zwei einfache Menschen, die um die Früchte ihres Arbeitslebens gebracht werden sollen.

09.12.2013

Von Dorothee Hermann

Die Bewegung des Meeres scheint sich ausgerechnet zum Blick eines Spanners zu verengen: Der ältere Mann mit dem Krötengesicht und der dicken Brille beobachtet am Strand eine junge Frau mit Kind. Man versteht nicht gleich, wieso die Kamera dem etwas unbeholfenen Durchschnittstyp auch noch in ein Schuhgeschäft folgt. Es ist eine Warnung, sich vom ersten Eindruck nicht täuschen zu lassen. Von der Unendlichkeit des Meeres blendet der mexikanische Regisseur José Luis Valle auf die normierte Existenz von Rafael (Jesús Padilla), der seit 30 Jahren in einer Glühbirnenfabrik sauber macht.

Mit dem Ruhestand erhofft er sich ein neues Leben, da nutzt sein unendlich seifiger Chef einen juristischen Trick, um dem mustergültigen Malocher (nie krank, nie im Urlaub gewesen) die Rente vorzuenthalten. Er soll weiterarbeiten. Doch in der erzwungenen Unterwerfung entwickelt der schweigsame Einzelgänger eine subtile Form der Rache.

Dass die Strandszene die wichtigste Erinnerung aus Rafaels Leben hervorruft, erschließt sich erst im Laufe des Films. Dessen raffinierte Erzählweise hat viel mehr zu bieten als eine stilisierte Industrie-Ästhetik, die sämtliche Pseudo-Verheißungen von Arbeit oder Konsum ins Groteske verzerrt.

Wie Rafael lebt auch Lidia (Susana Salazar) in einer scheinbar geschlossenen Welt. Sie kümmert sich in einer unglaublich protzigen Villa um das Wohlergehen einer aufgedonnerten Alten. Wider alle Erwartung wieselt auch hier der Geist der Subversion zwischen Hausmädchen, Chauffeur und Windhund.

Der Schauplatz, die mexikanische (Grenz-)Stadt Tijuana, kommt nur sehr dosiert vor, mit altmodischen Geschäften, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Bei aller Skurrilität grundiert eine herbe Botschaft den Film: auf legalem Weg haben Leute wie Lidia und Rafael nichts zu erhoffen.

Workers