Versorgungssicherheit als Ziel

AOK sanktioniert Umweltsünden und stärkt Liefersicherheit

„Die Corona-Pandemie zeigt überdeutlich, wie sehr die Arzneimittelversorgung in Europa von den weltweiten, krisenanfälligen Produktions- und Lieferketten der global aufgestellten Pharmaindustrie abhängig ist“, so Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.

29.07.2020

Die Versorgung mit Arzneimitteln soll neu aufgestellt werden, damit Lieferengpässe passé sind.Bild: Dan Race / fotolia

Die Versorgung mit Arzneimitteln soll neu aufgestellt werden, damit Lieferengpässe passé sind.Bild: Dan Race / fotolia

Er ist Chefverhandler für die bundesweiten Arzneimittelrabattverträge der Gesundheitskasse. Die AOK begrüße daher das Ziel der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die Liefersicherheit wichtiger Medikamente in der EU zu stärken. Um das zu erreichen, brauche es Anreize, an denen die Arzneimittelhersteller nicht vorbei könnten, so Bauernfeind anlässlich der kürzlich gestarteten Ausschreibung zur 24. Tranche der bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge. Sie umfasst 120 Fachlose mit insgesamt 119 Wirkstoffen.

„Ab sofort werden wir die Arzneimittelhersteller mit unseren Rabattverträgen verpflichten, als Absicherung gegen Produktions- oder Lieferausfälle dauerhaft Arzneimittelreserven für drei Monate anzulegen. Erst im letzten Vertragsquartal darf dieser Lagerbestand aufgebraucht werden.“

Zudem werde die AOK ihren Beitrag leisten, die auf Kosten der Menschen und der Umwelt entstehenden Angebotsvorteile in der Lieferkette durch klare Haftungsregelungen abzubauen. Wolle ein Unternehmen einen Rabattvertrag mit der AOK schließen, müsse es zukünftig sicherstellen, dass weder seine eigene Produktion noch die seiner Zulieferer die Gesundheit der Beschäftigten oder die Umwelt gefährdeten. „Kurz gesagt: Wer nicht liefert oder die vor Ort geltenden Arbeitsschutz- oder Umweltstandards nicht einhält, riskiert, den laufenden Vertrag unmittelbar zu verlieren und seine Chancen mit Blick auf künftige Ausschreibungen aufs Spiel zu setzen“, so Bauernfeind.

„Arzneimittelrabattverträge sind ein starkes und in dieser Form derzeit einzigartiges Steuerungsinstrument.“ Mit den veränderten Vorrats-, Produktions- und Umweltauflagen der aktuellen AOK-Ausschreibung, entwickle man die Verträge in Richtung Versorgungssicherheit. Eine Ausschreibung zu fünf antibiotischen Wirkstoffen sei für diesen Markt bereits in Vorbereitung. TA