Die E-Scooter kommen

Aber nicht auf Gehwegen, sie müssen auf die Radwege oder Radstreifen

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat den Plan, Gehwege für E-Scooter und ähnliche Fahrzeuge freizugeben, wieder gekippt. (Siehe auch den Kommentar auf Seite 2)

22.05.2019

In Paris stehen Elektro-Roller schon ganz selbstverständlich auf den Gehwegen mitten im Weg. Bild: Angelika Brieschke

In Paris stehen Elektro-Roller schon ganz selbstverständlich auf den Gehwegen mitten im Weg. Bild: Angelika Brieschke

Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) nahm die Nachricht positiv auf. Sie hatte die Freigabe im Vorfeld äußerst kritisch bewertet, da ein aggressiver Nutzungskonflikt provoziert würde und dadurch die Sicherheit von Fußgängern stark gefährdet wäre. Die Gehwegfreigabe wurde ohne weiteres im zweiten Verordnungsentwurf für Elektrokleinstfahrzeuge aufgenommen und war sehr umstritten.

Prof. Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht: „Elektrokleinstfahrzeuge können auf dem Gehweg kaum sicher genutzt werden ohne dass Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderungen in besonderem Maße gefährdet sind. Ich begrüße daher ausdrücklich die Einsicht des Bundesverkehrsministeriums. Trotzdem sehe ich noch weitere zentrale Punkte in der Verordnung, die mit Hinblick auf die Verkehrssicherheit nachgebessert werden müssen – vor allem sind ein Nachweis von grundsätzlichen Verkehrskompetenzen und ein Mindestalter von 15 Jahren wichtig.“

Die DVW hatte den zweiten Verordnungsentwurf für Elektrokleinstfahrzeuge bereits kritisiert. Dort sollte unter anderem das Mindestalter auf 12 Jahre herabgesetzt werden. Auch der Nachweis von Kompetenzen für eine sichere Verkehrsteilnahme wie eine Mofa-Prüfbescheinigung oder ein Führerschein sollte wegfallen.

Der ACE, Deutschlands zweitgrößter Autoclub, befürwortet die Zulassung der elektrischen Tretroller. Für eine zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität braucht es einen Mobilitätsmix, der neue und bewährte Mobilitätsformen und Verkehrsmittel gleichberechtigt berücksichtigt.

Roller-Mitnahme in Bus und

Bahn noch nicht geklärt

Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE: „Damit E-Scooter ihr volles Potenzial entfalten können und eine attraktive Ergänzung zum ÖPNV auf der ersten und letzten Meile werden, muss jetzt dringend eine verbraucherfreundliche Lösung für die Mitnahme in Bus und Bahn durch die Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen gefunden werden.“

Bisher gibt es hinsichtlich der Beförderung der Roller keine einheitliche Regelung. Gewicht, Radgröße und Maße im zusammengeklappten Zustand können Einfluss darauf haben, ob der Scooter in Bus und Bahn befördert wird oder nicht. Der ACE fordert, dass für die Verbraucher einheitliche, leicht verständliche und nutzerfreundliche Bestimmungen gefunden und umgesetzt werden.

Damit die Verkehrssicherheit nicht auf der Strecke bleibt, gilt es darüber hinaus unverzüglich die notwendige Verkehrsinfrastruktur, insbesondere Radwege, auszubauen. Stefan Heimlich: „Richtig ist die Entscheidung, E-Scooter von Gehwegen zu verbannen. Das bedeutet aber auch, dass Radwege und Radstreifen unverzüglich ausgebaut werden müssen. Vielerorts haben sie ihre Kapazitätsgrenzen überschritten.“

TA