Der Kommentar

Alte Ideen neu überdenken

29.03.2023

Von Angelika Brieschke

Jetzt liegen sie wieder aus: die B 27-Pläne für die Umfahrung von Ofterdingen über die Endelbergtrasse. Bis 26. April kann man sie in den Rathäusern von Mössingen, Hechingen, Bodelshausen, Nehren und Ofterdingen anschauen. Einwände gegen diese Straßen-Ausbaustrecke mitten durchs Grün können dann noch bis Freitag, 9. Juni, bei den Rathäusern oder dem Regierungspräsidium Tübingen abgegeben werden.

Die relativ konkrete Planung für die Endelbergtrasse hat vor 25 Jahren begonnen. Die Idee, den vierspurigen Ausbau der B 27 zwischen Bodelshausen und Nehren über die grüne Wiese zu legen, ist noch viel älter: fast 50 Jahre. Wie lange es dauern wird, bis auch nur das Planfeststellungsverfahren für diese Trasse abgeschlossen sein wird, geschweige denn, wann ungefähr denn mit dem Bau angefangen werden wird: Dazu kann und will das Regierungspräsidium Tübingen „keine seriöse Schätzung abgeben“, wie die Pressesprecherin auf TAGBLATT-ANZEIGER-Nachfrage erklärte.

Mein Tipp an die massenverkehrs-leidgeplagten Steinlachtäler, (vor allem die Ofterdinger, deren Ort seit Jahrzehnten vom Verkehr auf der B 27 schwer misshandelt wird): Die Hoffnung auf Besserung liegt auf dem Aus für Verbrenner-Autos, das spätestens ab dem Jahr 2035 anfangen wird, Wirkung zu zeigen. Da werden dann zwar (leider) vermutlich nicht weniger Kraftfahrzeuge als heute unterwegs sein, aber es werden da dann immer mehr dabei sein, die keine gesundheitsschädigenden Abgase ausstoßen und keinen Lärm verursachen. Das macht die Tübinger Straße in Ofterdingen zwar nicht zur 1A-Wohnlage, aber wenigstens zu einer möglichen Wohnlage. Das Gleiche gilt im übrigen auch für die Hegel- und Reutlinger Straße in Tübingen, die Sprollstraße in Rottenburg, die Bahnhofstraße in Mössingen, die Lederstraße in Reutlingen und jede Menge weiterer Straßen. Darauf können wir uns freuen.

So gesehen und angesichts der nicht endenden Probleme mit Ressourcen, Baumaterial, Bauarbeitern, Energie und mehr wäre es eine Überlegung wert, manche Bauprojekt-Planung grundsätzlich noch mal zu überdenken. Denn die dringend notwendige „Verkehrswende“ kann wohl kaum so aussehen, dass wir geradeaus genau so weiter machen wie bisher und dabei womöglich Baupläne realisieren, die vor einem halben Jahrhundert mal eine gute Idee waren. Angelika Brieschke

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Erstellt:
29.03.2023, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.03.2023, 01:00 Uhr

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