Baggersee als Triathlon-Mekka

Am Kirchentellinsfurter See fand ein Triathlon unter Corona-Bedingungen statt

Früh um halb neun sollte es eigentlich losgehen. Erste Disziplin: 500 Meter schwimmen im Baggersee bei angenehmen 23,5 Grad Wassertemperatur.

29.07.2020

Die Triathlon-Wettkämpfer/innen haben ein bequemes Lager am See. Bild: Werner Bauknecht

Die Triathlon-Wettkämpfer/innen haben ein bequemes Lager am See. Bild: Werner Bauknecht

Aber so genau nahmen die Veranstalter es nicht mit der Startzeit. Geplant war, in Intervallen von zwei Minuten die Schwimmer und Schwimmerinnen in den See zu schicken. Coronabedingt. Und nicht vergessen: 1,50 Meter Abstand wahren.

Geschwommen wurden dann 500 Meter, die Zeit wurde mit der eigenen GPS-Uhr gestoppt. Aber es dauerte doch bis kurz nach neun, ehe die ersten Schwimmer vom Einstieg ins Wasser sprangen. Insgesamt waren gerade mal 33 Teilnehmer gemeldet, darunter fünf Frauen. „Man hat meiner Meinung nach zu wenig Werbung gemacht“, befand der Vorsitzende des Tübinger Post SV, Gerold Knisel, der als Zuschauer vor Ort war.

Der Baden-Württembergische Triathlonverband (BWTV) bot zeitgleich an verschiedenen Seen bis runter zum Bodensee ähnliche Wettbewerbe an. Zum Beispiel konnten sich am Schluchsee oder am Stausee in Schömberg die Triathleten ebenso messen, wie auch in Fischbach oder bei Crailsheim. Die dortigen Veranstaltungen sind vom Verband organisiert und die Strecken abgesteckt.

In Kirchentellinsfurt wurden lediglich Streckenvorschläge gemacht für Rad- und Laufstrecke. Daran halten musste sich niemand. Bloß die Distanz zählte: 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen. Julia Heckmann, Verbands-Vizepräsidentin, war ebenfalls vor Ort und unterstützte die Organisatoren. „Die Athleten gieren förmlich nach einer Veranstaltung“, sagte sie, „deshalb haben wir das hier angeboten.“

Startgeld waren 20 Euro. Voranmeldung war nötig, vor Ort gab es keine Nachmeldungen. Das musste Jörg Schreiner aus Tübingen lernen, der es sich noch anders überlegt hatte. „Egal“, sagte er dann, „ich mache dann halt außer Konkurrenz mit, es gibt ja eh keinen Sieger.“ Tatsächlich laden die Teilnehmer ihre jeweiligen Zeiten auf der Veranstalter-Website hoch.

Dort kann man sie sich zwar ansehen, aber es gibt keine Siegerliste. „Das ist eher zur eigenen Kontrolle und außerdem motiviert das auch“, meinte Heckmann. Am Start konnte man sich eine Boje ausleihen, falls keine eigene zur Hand war. Gummibären, ein Starter-T-Shirt und Albgold-Nudeln, von einem der Sponsoren, gab es außerdem.

Die Sportler vor Ort scheinen sich alle zu kennen: Es ist ein großes Hallo, als sie nach und nach eintreffen. Ursprünglich waren für alle feste Startzeiten ausgegeben worden. Das hatte man aufgegeben. Wie ein kleines Feldlager sieht es direkt am See aus. Die Triathleten sind zu diesem Zeitpunkt fast die einzigen Besucher des Baggersees. „Das ist ja richtig idyllisch, wie der Einstieg unter den Bäumen liegt“, sagt einer der Starter, ehe er mit einem Köpfer in den See springt.

Auch Bernd Gugel, Triathlon-Urgestein aus Tübingen, ist angetreten. „Das ist für mich heute so was wie zurück zu meinen Wurzeln“, meint er. Denn er war, wie übrigens auch Schreiner, bereits 1986 beim damals zweiten Schönbuch-Triathlon am Start. „Es könnte auch der erste gewesen sein, so genau weiß ich das nicht mehr“, meint Gugel. Damals mussten die Teilnehmer 1300 Meter schwimmen, 64 Kilometer radeln und 14 Kilometer laufen. Organisiert wurde er unter anderem von dem Pfrondorfer Sportlehrer Roland Braun.

Den Vorschlag, als Radstrecke vom Baggersee aus hoch zum Einsiedel zu fahren, nahmen einige der Athleten nicht an: Zu steil und zu anstrengend. Marius Knisel zum Beispiel fuhr auf dem neuen Radweg über Kirchentellinsfurt nach Tübingen und zurück. Dazu benötigte er etwa 33 Minuten. „Das ist schön flach, aber es waren einige Radler und Spaziergänger unterwegs“, sagt er, ehe er sich auf die Laufstrecke macht. Die führte für die meisten der LäuferInnen nach Altenburg via Radweg. Dann wieder zurück, das ergibt so um die 5 Kilometer.

Die Ergebnisse gehen in die Racepedia-Plattform des Verbandes ein. Auch Urkunden kann man selbst ausdrucken. Am Ende werden unter allen Teilnehmern Sachpreise ausgelost. Manche der Starter waren gleich mit der ganzen Familie gekommen. „Das ist wie Urlaub hier“, sagte einer.

Auch die Vizepräsidentin des Verbands war angetan von der Atmosphäre und der ganzen Umgebung. „Da könnte man sich überlegen“, meinte Heckmann, „ob man da nicht mal einen richtigen Triathlon austragen sollte. Also mit Zuschauern und allem Drum und Dran.“ Da stimmten die Sportler zu: Das weiträumige Ambiente eigne sich bestens. Hier gebar Corona eine neue Idee. Werner Bauknecht

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29.07.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.07.2020, 01:00 Uhr

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