Erbelauf zum 29. Mal

Am Sonntag wird durch die Altstadt gerast

Nach einem Ausflug in den Westen der Stadt und einem Rundkurs durchs Gewerbegebiet kehrt der Erbe-Lauf zurück in das Herz der Tübinger Altstadt.

14.09.2022

Die Laufmeute rennt mitten durch den Umbrisch-Provenzalischen Markt. Archivbild: Ulrich Metz

Die Laufmeute rennt mitten durch den Umbrisch-Provenzalischen Markt. Archivbild: Ulrich Metz

Alle waren froh, dass der Stadtlauf überhaupt wieder stattfand, auch wenn er vor die Tore der Stadt ziehen musste und keine Zuschauer erlaubt waren. Keine Zuschauer?

Beim Stadtlauf? Das war natürlich schwere Kost, denn wenn den Lauf etwas auszeichnet, dann ist es vor allem die bedingungslose Unterstützung der Zuschauer für alle Läufer/innen – und natürlich das Flair de Altstadt. Doch Corona forderte eben genau dieses Opfer ein.

Dieses Mal aber, bei der 29. Auflage, ist (fast) wieder alles wie früher. Der Start ist an der Uni, das Ziel ebenfalls. Der einzige Unterschied in der Streckenführung hat mit dem Neubau des Bahnhofareals zu tun. Denn der Weg um den Anlagensee kann man nicht läuferisch beackern.

Deshalb biegt man etwa 100 Meter nach dem Fußgängertunnel links in die Uhlandstraße ein und läuft diese vor bis zur Neckarbrücke und dann geht es wieder die Mühlstraße hoch. Der Rest ist dann wie immer. Und bei drei Runden ist es auch geblieben. Auch wenn es in Summe dieses Jahr nur 9 Kilometer Laufstrecke sind.

„Da ist wohl niemand böse darüber“, sagt Gerd Anthoff lachend, der seit Jahren regelmäßiger Gast beim Rennen ist. Die Meldezahlen haben nachgelassen – ein Trend, der allgemein zu beobachten ist bei Volksläufen dieser Art.

Zwar wird das noch immer Corona zugeschrieben, doch so recht kennt niemand den Grund. Die Meldezahlen in Tübingen jedenfalls belaufen sich auf etwa die Hälfte im Vergleich zu den zurückliegenden, coronafreien Jahren. Das brachte die Veranstalter dazu, erstmals Anmeldungen bis kurz vor Rennbeginn zuzulassen.

Eine Online-Anmeldung ist also bis zwei Stunden vor dem Wettkampf möglich. Das Organisationsteam besteht wieder aus den altgedienten Kräften Dieter Baumann und Marc Oswald, außerdem ist Judith Wais nach Babypause wieder zurück. Auch an Bord für die LAV Stadtwerke Tübingen ist Frieder Wenk. Der wiederum ist der „Vater des Stadtlaufs“, wie ihn Uni-Kanzler Andreas Rothfuß bei der Pressekonferenz nannte.

Tatsächlich ging der Stadtlauf bei seiner Gründung auf eine Idee Wenks zurück. Damals war der Lauf noch 10 Kilometer lang, führte viermal durch die Stadt und wurde kurz darauf von einer 7,5-Kilometer-Strecke abgelöst. Start und Ziel war damals am Zinserdreieck. Und es ging die Neckargasse hoch – drei Mal.

Dieses Jahr wird es keine große Bühne für die Siegerehrung und die Moderation geben: Die Sparmaßnahmen fordern ihren Tribut. Baumann, ganz lapidar: „Die Leute sollen daheim essen.“

Es werden vor allem lokale Asse sein, die für das nötige Flair und die schnellen Zeiten sorgen werden. „Da leben wir in Tübingen im Schlaraffenland“, so Baumann. Am Start sind zum Beispiel LAV-Ass Lorenz Baum, Max Thorwirth und Hanna Klein, beide deutsche oder europäische Spitze.

Im Gegensatz zu früheren Zeiten werden also keine internationalen Asse mehr eingekauft, die dann den Sieg weitgehend unter sich ausmachten. Andererseits gab es darunter auch wahre Sympathieträger wie Laban Chege, der den Lauf mehrmals gewann und schon so eine Art Gesicht des Laufes war.

Auch dieses Jahr gab es wieder Vorbereitungsläufe, entweder für Neueinsteiger in den Lauf oder solche, die ihre Bestzeiten verbessern wollen. Schon immer gab es renommierte Läufer, die da mitmachten, und so konnten normale Läufer/innen auch mal mit einem Weltmeister gemeinsam die Strecke am Sand laufen.

Da joggte man dann neben dem zweimaligen Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordinhaber über 800 Meter, David Rudisha, und ließ sich von ihm erklären, wie man schneller wird.

Sozialpartner ist dieses Jahr die Tübinger Tafel. Am Samstag finden schon die Schülerläufe statt. Am Sonntag gehen die langsameren Läufer/innen um 11.30 Uhr an den Start, danach werden um 12.30 Uhr die schnelleren von der Uni aus auf die Erbelauf-Piste geschickt. Werner Bauknecht