Hausgemachte Probleme

Anja Piel vom DGB fordert beherztes Anpacken bei der Fachkräfte-Strategie

Mit Blick auf den Beschluss der Fachkräfte-Strategie im Bundeskabinett sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel: „Mehr Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, ist mitnichten schicksalhaftes Ergebnis glücklicher Fügung, vorherbestimmt von höheren Mächten.“

02.11.2022

Der Deutsche Gewerkschaftsbund benennt politische Stellschrauben, damit Deutschland Fachkräfte in ausreichender Zahl hat. Archivbild: Ulrich Metz

Der Deutsche Gewerkschaftsbund benennt politische Stellschrauben, damit Deutschland Fachkräfte in ausreichender Zahl hat. Archivbild: Ulrich Metz

Ganz im Gegenteil, sagte sie: „Arbeitgeber und Bundesregierung haben es in der Hand. Den Vorschlag für eine Strategie hat die Bundesregierung heute vorgelegt. Jetzt muss sie die strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt aber auch beherzt anpacken.“ Mehr Tarifbindung, Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen, mehr Aus- und Weiterbildung seien das Gebot der Stunde. Es brauche ein verlässliches System für die Betreuung von Kindern und für die Pflege: Viele Frauen wollten in Vollzeit arbeiten, stattdessen leisteten sie unbezahlte Sorge- und Familienarbeit.

„Dieses Potential müssen wir endlich nutzen. Denn obwohl in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen, besteht vielfach kein grundsätzlicher Mangel an Arbeitskräften. Oft sind hausgemachte Probleme die Ursache: Fachkräfteengpässe entstehen immer da, wo Bedingungen und Bezahlung schlecht sind. Bestes Beispiel ist die Pflege, wo Beschäftigte seit vielen Jahren mit den Füßen abstimmen und den gelernten Beruf verlassen.

Was nicht sein darf, ist, Menschen in Drittstaaten als Ersatzkräfte anzuwerben und dann zu schlechten Löhnen hier arbeiten zu lassen – oder unter lautem Wehklagen Verantwortung abzuschieben, wie es manche Arbeitgeber tun. Zuwanderung ist in einer älter werdenden Gesellschaft ohne Frage ein weiterer Baustein für eine erfolgversprechende Fachkräftestrategie.

Wo Zuwanderung stattfindet, verlangen wir Gewerkschaften Fairness gegen Migrant*innen und Menschen mit Migrationshintergrund. Sie sind bei Teilhabe an Wohnen, Arbeit und Bildung und insbesondere auch bei Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland oft immer noch benachteiligt.

Stattdessen brauchen sie gute Bedingungen mit echten Bleibeperspektiven für sich und ihre Familien. Die großen bürokratischen Hürden bei Einreise und Berufsanerkennung sind schnellstens abzubauen und Menschen in tarifgebundene und sozialversicherte Beschäftigung zu vermitteln statt in Minijobs, Leih- oder Saisonarbeit.“ TA

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Erstellt:
02.11.2022, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.11.2022, 01:00 Uhr

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