Da passieren Fehler

Auch mit Termin keine Corona-Impfung

Einen Tag lang war Susanne Gärtner* überglücklich, weil sie einen Corona-Impftermin für sich im Tübinger Impfzentrum in der Horn-Arena ergattert hatte. Dann aber wurde sie ohne Impfung wieder nach Hause geschickt.

14.04.2021

Die Impfampel in der Tübinger Paul-Horn-Arena steht leider nur für Wenige auf Grün. Archivbild: Angelika Brieschke

Die Impfampel in der Tübinger Paul-Horn-Arena steht leider nur für Wenige auf Grün. Archivbild: Angelika Brieschke

Susanne Gärtner, Mitarbeiterin am Zentrum für Medienkompetenz an der Uni Tübingen, ist 64 Jahre alt und eigentlich noch nicht in der Stufe der gerade Impfberechtigten. Im Moment ist die Corona-Impfkampagne in Deutschland bei den Über-70-Jährigen angekommen.

Allerdings ist die offizielle Impfreihenfolge seit einigen Wochen durch das Hin und Her mit dem britischen Impfstoff Astra-Zeneca etwas durcheinander geraten. Zuerst war er in Deutschland nur für Unter-65-Jährige zugelassen, dann kurz gar nicht mehr und seit 31. März ist er nur noch für Über-60-Jährige empfohlen. Seitdem haben auch 60-bis-69-Jährige die Möglichkeit, einen Impftermin zu bekommen.

Darüber hat Susanne Gärtner mehrfach in der Presse gelesen und sich gedacht: „Dann probiere ich das doch mal“. Am Dienstag vergangener Woche (6. April) hat sie sich hinters Telefon geklemmt und unverdrossen stundenlang die Servicenummer 116 117 angerufen – mit Erfolg. Nach unzähligen Versuchen war schließlich abends um 10 Uhr tatsächlich „ein Mensch“ am anderen Ende der Leitung. Und dann ging alles relativ schnell: Sie wurde an eine Kollegin weitervermittelt und was im Wesentlichen für ihre Impfberechtigung abgeprüft wurde, war ihr Alter und in welchem Bundesland sie wohnt. „Alle waren sehr freundlich“, erzählt Gärtner, und dass sie einen Termin schon zwei Tage später bekommen habe: am 8. April morgens um 7 Uhr im Impfzentrum in der Tübinger Paul-Horn-Arena.

„Ich habe am nächsten Tag allen überglücklich erzählt, dass ich einen Impftermin habe.“ Damit war es abrupt vorbei, als sie tags drauf frühmorgens vor dem Impfzentrum stand und der junge Mann am Empfang sie nach ihrer Impfberechtigung fragte. Also zum Beispiel ein ärztliches Attest über eine schwere Vorerkrankung, weil Susanne Gärtner mit 64 Jahren noch zu jung ist, um zur Impfung zugelassen zu sein. „Sie sind mit Ihrem Alter erst in Gruppe 3“, erklärte der junge Mann, „wir impfen hier erst noch nur die Gruppen 1 und 2.“

Dass Susanne Gärtner per Mail von der Terminvergabe-Hotline Codes für ihre Erst- und Zweitimpfung erhalten hatte, nutzte ihr nichts. Es war offensichtlich ein Fehler, dass sie diese überhaupt bekommen hatte. „Es ist schwierig, wenn die Leute an der Hotline falsche Angaben machen“, meinte Gärtner, die im übrigen Verständnis dafür hat, dass der junge Mann sie weggeschickt hat: „Er hat gar nicht anders handeln können“. Inzwischen weiß sie, dass sie in einigen anderen Bundesländern eine Impfung bekommen hätte, aber nicht in Baden-Württemberg. Hier lautet die Ansage der Landesregierung: Solange noch nicht alle Über-70-Jährigen geimpft sind, dürfen die Impfzentren niemanden aus den unteren Priorisierungsgruppen drannehmen.

Tatsächlich gibt es immer mal wieder „ähnliche Fälle“, wie Sibylle Kiefer, die Leiterin des Tübinger Impfzentrums auf Nachfrage des TAGBLATT ANZEIGERs erklärte. Ob das aber immer auf eine falsche Aussage der Terminhotline zurückzuführen sei, sei fraglich. „Da wir auf das Terminmanagement keinen Einfluss nehmen können, bleibt uns nichts anderes, als solche Fälle an die zuständige Stelle beim Sozialministerium weiterzugeben. Wir betreiben ja das Impfzentrum für das Land. Natürlich sind solche Fälle ärgerlich, aber es sind halt Menschen, die an der Hotline arbeiten, und da passieren auch mal Fehler.“ Angelika Brieschke

(*Name geändert und der Redaktion bekannt)

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Erstellt:
14.04.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 01:00 Uhr

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