Schwarz, grün und braun

Auf den Spuren uralter Flurnamen: Färbererlen

Bei einer Wanderung von Dettenhausen durch den Schönbuch Richtung Waldenbuch, kann man mitten im Wald den Flurnamen „Färbererlen“ entdecken.

17.04.2019

Gewann mitten im Schönbuch: Färbererlen. Bilder: Arndt Spieth

Gewann mitten im Schönbuch: Färbererlen. Bilder: Arndt Spieth

Der Flurname „Färber-Erlen“ erinnert daran, dass unsere Vorfahren alle ihre Farben aus der Natur gewonnen haben, vor allem aus Pflanzen und Mineralien. Bei den Bäumen gab es die Färbebäume, das waren Arten, deren Wurzeln, Früchte, Rinde oder Blätter sich zur Gewinnung von Farbstoffen eigneten. Eine zentrale Rolle nahm hierbei die Schwarzerle (Alnus glutinosa) ein und dort im Schönbuch muss sich eine Erlenplantage zur Farbstoffgewinnung befunden haben. Rinde und Blüten der Erlen verwendete man aufgrund ihres Gerbstoffgehalts zum Gerben von Leder und aus den kleinen, dunklen Erlenzapfen wurde schwarze Tinte gemacht. Daher stammt wohl auch der Name Schwarzerle. Aus den Blüten produzierte man grüne und aus den Zweigen braune Farbstoffe. Lagerte man die Borke zusammen mit Eisenteilen für einige Wochen im Wasser entstand daraus eine Substanz, mit der man Leder schwarz färben konnte.

Wolle selber färben

Wer gerne mal selber natürliche Farbstoffe herstellen und damit zum Beispiel Wolle dunkel färben möchte, sollte dies mit Erlenzapfen ausprobieren. Das ist relativ einfach. Die rohe Wolle dafür muss aber zuerst mit Alaun aus der Apotheke gebeizt werden. Für 100 Gramm Wolle erwärmt man 3l kalkarmes Wasser im Edelstahltopf auf etwa 40 Grad und löst darin unter Rühren für die dunklen Farbtöne 25 Gramm Alaun auf. Danach gibt man die feuchte Wolle in die Beize und erwärmt sie langsam auf fast 90 Grad. Das Bad darf nicht heißer werden, sonst verfilzt die Wolle. Nach einer Stunde schaltet man die Herdplatte ab, so dass die Beize wieder abkühlt. Dann nimmt man die Wolle heraus und lässt sie trocknen.

Für den Färbesud (Färbeflotte) wirft man die Erlenzapfen ins Wasser und kocht sie circa 1,5 Stunden. Dann fischt man die Zapfen wieder raus und lässt den Sud abkühlen. Danach gibt man die getrocknete Wolle in den kalten Farbsud und erhitzt beides langsam auf maximal (!) 90 Grad wobei man diese Temperatur eine Stunde lang hält. Danach lässt man den Sud langsam (einige Stunden) abkühlen. Danach spült man die gefärbte Wolle solange, bis das Wasser klar bleibt.

Die besonderen Farbstoffe der Schwarzerle fielen den Landbewohnern schon früh auf und der Glaube war weit verbreitet, dass diese Baumart aus Schmerz blutet, da sich beim Fällen die Schnittstellen des Stammes orangerot färben und sich rote Tropfen bilden. Alte Berichte erzählen sogar, dass mancherorts Waldarbeiter den Baum vorher um Erlaubnis gebeten haben sollen, bevor sie ihn fällten.

Bei den Germanen galten die Erlen und die sumpfigen Erlenbruchwälder als Wohnort der Toten und es gab über sie viele unheimliche Legenden und Erzählungen. Später brachte man die rote Farbe in einigen Gegenden mit dem blutenden Christus und Osterbräuchen in Verbindung. In Thüringen wurden noch Ende des 19. Jahrhunderts von den Bauern am Karfreitag Kreuze und Kränze aus Erlenzweigen hergestellt. Bei der Aussaat schüttelte man das Getreide durch Erlenkränze, was die Saat vor Vogelfraß schützen sollte. Dies war ein noch bis um 1900 bekannter Brauch in Thüringen und Bayrisch-Schwaben. Arndt Spieth

Eine Wanderung von Dettenhausen nach Waldenbuch ist wunderschön und vielleicht findet man ja sogar Färber-Erlen.

Eine Wanderung von Dettenhausen nach Waldenbuch ist wunderschön und vielleicht findet man ja sogar Färber-Erlen.