Der Kommentar

Bahn schlägt Post (fast)

13.02.2019

Von Angelika Brieschke

Bahn schlägt Post (fast)

Das kostet jetzt aber 16 Euro“, erklärte die Dame hinter dem Postschalter mit entschuldigendem Tonfall. „Im letzten Jahr hätten Sie nur 7 Euro zahlen müssen.“ Mir verschlug es erst mal die Sprache: Endlich hatte ich es geschafft, das von einer Schweizer Freundin bei deren letztem Besuch liegengebliebene Handy-Ladekabel zu verpacken. Und nun das.

Da musste ich doch kurz überlegen, ob da nicht der Inhalt der Sendung (ich hatte noch ein Buch als verspätetes Weihnachtsgeschenk dazu getan) nicht doch weniger wert war als deren Transport in die Alpenrepublik.

Der Postangestellten war es sichtlich unangenehm. Sie murmelte etwas in der Art: „Die wollen wohl, dass da nichts mehr geschickt wird.“ Ich nickte argumentativ geschlagen und zahlte.

Bei längerem Nachdenken allerdings fand ich die Vorstellung, dass die Post das Verschicken von Gegenständen verhindern möchte, doch sehr bizarr. Die Post! Also die Firma, deren Geschäftsidee das Verschicken von Gegenständen ist.

So ähnlich empfand das wohl auch der Pressesprecher der Post, dem ich von meinem Erlebnis erzählte, weil ich wissen wollte, wieso die Post die Gebühren so unsittlich drastisch erhöht habe. Er wies alle Schuld von sich, zeigte mit dem Finger auf den Weltpostverein und erklärte ausdrücklich, dass es gar keine Gebührenerhöhung gegeben habe. Was ja auch stimmt – auch wenn ich für die Sendung in die Schweiz schlappe 9 Euro mehr bezahlen musste als noch drei Wochen vorher.

Dem im übrigen sehr netten Post-Pressesprecher erklärte ich empört, dass ich für die 16 Euro ja fast selbst in die Schweiz hätte fahren und das Handykabel persönlich abgeben können. Das tat er lachend ab. Aber da täuscht er sich: Mit meiner Bahncard wäre ich doch tatsächlich für schlappe 16,40 Euro (Supersparpreis Europa!) von Tübingen nach Romanshorn gekommen. Da hätte ich meine Schweizer Freundin live bei einem Kaffee zum Plausch treffen können, inclusive konspirativer Kabelübergabe mit Blick auf den Bodensee. Ein netter Ausflug wäre das gewesen – und sehr viel weniger Adrenalin.

Das nächste Mal mach ich‘s so und sorge für meinen Warenverkehr mit eigenem Körpereinsatz. Angelika Brieschke

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Erstellt:
13.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2019, 01:00 Uhr

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